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zu bringen, wo Löhe eine einsame Überzeugung gegenüber einem gewichtigen consensus der lutherischen Kirchen- und Eheordnungen zu vertreten hatte.

 Demgemäß beschränkte sich das Kirchenregiment darauf, die von Löhe für seine Weigerung subsidiär geltend gemachten Gründe kurz abzufertigen. „Der Geltendmachung der eignen subjektiven Überzeugung von der Schuld oder Nichtschuld der wegen böslicher Verlassung Geschiedenen – heißt es in dem oben erwähnten Reskript des Oberkonsistoriums – kann, dem richterlichen Ausspruch gegenüber, eine thatsächliche Folge nicht zugestanden werden.“ Was aber die von Löhe angezogene Stelle 2 Mos. 22, 16 anbetraf, so entschied das Reskript einfach und ohne Grundangabe, daß dieselbe auf den vorliegenden Fall durchaus keine Anwendung finde. In Berücksichtigung des höchst ärgerlichen Lebenswandels B.s aber stellte das Kirchenregiment Löhe anheim, dem als höchst leichtsinnig und unkirchlich dargestellten B. auf seelsorgerlichem Weg zu seiner Umkehr und Besserung in angemessener Weise nahe zu treten und den gegebenen Fall auch der Gemeinde gegenüber in das rechte Licht zu stellen.“

 Den Hauptnachdruck legte das Reskript, wie schon gesagt auf die Bekämpfung des ersten Weigerungsgrundes Löhes. „Es ist – heißt es daselbst – unbestritten, daß in der lutherischen Kirche von Anfang an und zwar nach dem Vorgang der Reformation selbst und unter Zustimmung der angesehensten Theologen und Juristen, außer dem Ehebruch auch noch die bösliche Verlassung und zwar unter analoger Anwendung von 1 Kor. 7, 15 als giltiger Ehescheidungsgrund anerkannt und hiernach verfahren worden ist, wie aus den altlutherischen Kirchen-, Ehe- und Konsistorialordnungen ersehen werden kann. Hiernach hat sich denn auch durch alle nachfolgenden Jahrhunderte die gemeine Praxis und das Recht der lutherischen Kirche bis auf den heutigen Tag gebildet und erhalten,

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 495. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/501&oldid=- (Version vom 1.8.2018)