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Recht auf den Namen einer lutherischen Synode[1] abgesprochen; man nannte sie eine Chiliastensynode, einen Löhe’schen Separatverein, darin der unionistische Schaukel- und Schwindelgeist, eine Ja-und-Nein-Theologie herrsche; man warnte vor ihren Pastoren als Irrlehrern. Ein im Jahre 1867 in Milwaukee zwischen Vertretern der beiden Synoden abgehaltenes Colloquium führte zu einer vorübergehenden Annäherung, aber nicht zu einer Verständigung. Die Heftigkeit des Kampfes steigerte sich vielmehr, bis er in einer Reihe gehässiger Artikel, welche 1874 und 1875 im Lutheraner erschienen, seinen Höhepunkt erreichte. Die ziemlich deutlich durchscheinende Absicht, die Iowasynode und ihre Leiter moralisch zu vernichten, wurde nicht erreicht. Seitdem hat die Kampfeshitze sich abgekühlt; Friede ist zwar nicht eingetreten, aber doch eine gewisse Waffenruhe. Es mag zugegeben werden, daß die Synode von Iowa bei den frühesten Darlegungen ihres Lehrstandpunktes sich nicht sorgfältig genug gegen die Möglichkeit von Mißdeutungen verwahrt hat. Ihre ersten Publikationen tragen das Gepräge einer jugendlich-naiven Offenherzigkeit an sich im Unterschied von den vorsichtiger gehaltenen späteren Erklärungen. Aber man muß eben auch dies zugeben, daß es überhaupt eine schwierige Sache ist, den von der Iowasynode eingenommenen Bekenntnisstandpunkt unangreifbar zu formulieren. Die Forderung, daß man unterscheiden müsse zwischen den strikten Bekenntnissätzen, der Bekenntnissubstanz und dem nur zur Erläuterung und Beweisführung dienenden theologischen Apparat (Synodalbericht von 1858) unterlag der Misdeutung, als sollten nur die thetischen und antithetischen Sätze der Symbole für verpflichtend gelten, während den theologischen Ausführungen der symbolische Wert abgesprochen zu sein schien. Dies war nun freilich die Meinung


  1. Ein missourischer Pastor entschuldigte sich einmal wegen des Gebrauchs des Ausdrucks „die Iowasynode“ durch den Beisatz: ut ita dicam.
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)