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Lebens beglückwünschen und dasselbe wie eine Vorstufe der mit Christi Wiederoffenbarung eintretenden, nur durch sie noch zu übertreffenden Herrlichkeit der Gemeinde Gottes preisen konnte. (1 Kor. 1, 7.)

.

 Durch den höheren Bildungsgrad der Gemeinde, die Löhe im Betsaal vor sich hatte, und den gefördertem Stand ihres geistlichen Lebens wurde auch seine homiletische Produktion mächtig angeregt. Das beweisen die Themata, die er zuweilen vor seiner Zuhörerschaft im Diakonissenhause abhandelte, immer an der Hand von biblischen Texten und mit reichlicher exegetischer Grundlegung, Themata, wie man sie nicht vielen Gemeinden wird bieten dürfen. Es sei beispielsweise genannt eine Predigt über die Freundschaft im Anschluß an Joh. 15, 13–15, über Natur und Gnade (Gal. 6, 15), über Bildung und Wiedergeburt (Eph. 2, 10); was von dem (in gläubig reformierten Kreisen damals sehr lebendigen) Verlangen nach einer reichlicheren Ausgießung der außerordentlichen Gaben des h. Geistes und der damit Hand in Hand gehenden Forderung ernsteren Heiligungsstrebens zu halten sei (1 Cor. 12, 31 und 1 Cor. 14, 1),[1]über den ängstigenden Widerspruch zwischen Ruhe und


  1. Als Beispiel ist vielleicht dem Leser die Mitteilung der Disposition obiger Predigt, wie sie sich in Löhes Aufschreibungen fand, nicht unwillkommen.
    Warum dieser Text gewählt ist?

     1. Er handelt von der Hochschätzung der außerordentlichen Gaben und der Liebe, als der Quelle aller wahren Sittlichkeit und Heiligung.
     2. Er erinnert an ein doppeltes desiderium der Kirche in unserer Zeit: Mehr außerordentliche Gaben, mehr Liebe (höhere Heiligungsstufe). – Es mangelt an beidem.
     3. Er erinnert aber auch an einen Abweg dieses Verlangens, der alt und neu ist.
     Übertreibung bezüglich der Gaben fand sich im Montanismus,
     Übert"eibungbezü"lich der Heiligung beim Novatianismus und Donatismus, bei letzterem auch in Bezug auf die Beurteilung der öffentlichen kirchlichen Zustände.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/236&oldid=- (Version vom 1.8.2018)