Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/237

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Unruhe im Herzen frommer Menschen, hervorgerufen durch die doppelte Wirkung des Gesetzes und des Evangeliums (Röm. 5, 20) etc. Ein Professor der Theologie, selbst ein Meister im Fach der Homiletik, der die Jahre 1861–1863 in Dettelsau zubrachte, der sel. Zezschwitz, sagte dem Schreiber dieses von Löhes Predigten aus dieser Zeit: „wenn sie einen Fehler gehabt hätten, so sei es der des Luxurierens mit Geist gewesen.“ Besonders erhebend war die Feier der großen Feste des Kirchenjahres. „Was kommt doch darauf an, wie die Kirche die großen Thatsachen, auf denen unser Heil ruht, uns vermittelt“ sagte der eben genannte akademische Lehrer unter dem Eindruck einer Dettelsauer Osterfeier. Ein eigenartiges Stück Dettelsauer gottesdienstlichen Lebens war die Mette in der Christnacht zu Ehren des Neugebornen und die nachmittägige Andacht am Karfreitag zur Anbetung des Gekreuzigten. Besonders ergreifend war die letztgenannte Feier, die ihren Höhepunkt um die dritte Stunde des Nachmittags erreichte.


    [232] In neuerer Zeit übertreibt es der römische Katholizismus rücksichtlich der sinless perfection
    amerik. Methodismus
    württemberg. Pietismus

    sowie der Irvingianismus etc. bezüglich der geistlichen Gaben.
     4. Er ermahnt das richtige Verhältnis zwischen Glauben und Heiligung einerseits, und dem alleinigen Grund unseres Heils andrerseits festzuhalten (Baum und Früchte).
     5. Er warnt vor Vereitelung des angestrebten Zwecks.
     Denn indem man durch jene Übertreibung und Überschätzung vor der Größe der ordentlichen Gnadengaben und Gnadenmittel das Auge zudrückt,

    die Tiefe der Sünde und des Werks der Heiligung miskennt,
    verliert man die Einsicht in den Anfang und die Vollendung des Heils,
    wird seicht in der Buße und im Werk der Heiligung,
    kommt in Gefahr der Selbstzufriedenheit, des Selbstbetrugs und grober Sünden.

     Daher σωφροσύνη! Vor allem Buße und Glauben! Das das Allernötigste. Dann Gaben und Heiligung, jene für diese. Gott helfe uns! Amen.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/237&oldid=- (Version vom 1.8.2018)