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nicht blos aus Rücksicht auf den beschränkten Raum, sondern aus Furcht, „dieselbe möchte durch Vergrößerung ihre Eigentümlichkeit verlieren, d. h. aufhören als ein Teil der Anstalt vom Ganzen wolthätig mitbestimmt zu werden.“ Denn wahre Diakonissenbildung und echt weibliche Bildung fielen für Löhe zusammen: darum war die grüne Schule nicht blos als Übungsschule der werdenden Lehrerinen des Diakonissenhauses, sondern auch als Vorschule der eigentlichen Diakonissenschule gemeint. „Die grüne Schule – sagte Löhe – ist die Mission (das Missionsfeld) der blauen.“ Man hoffte, daß die Töchter Dettelsaus (wie diese grünen Schülerinen nach ihrer Entlassung aus der Anstalt hießen), wenn sie aus dem Pflanzgarten der Anstalt wieder in ihre heimischen Umgebungen zurückversetzt würden, Diakonissensinn und Verständnis für das Diakonissentum dorthin trügen, oder aber noch lieber selbst für den Diakonissendienst begeistert würden und mit dem Entschluß denselben als Lebensberuf zu wählen wiederkehrten. Daher das diese Schülerinen auszeichnende grüne Band der Hoffnung, während die Diakonissenschülerinen das blaue Band trugen, dessen Symbolik keiner Deutung bedarf.

 Mit dem Gesagten ist die Eigenart dieser Bildungsanstalt schon bezeichnet, eine Eigenart, die man nicht nur als durch die Umstände gegeben acceptieren, sondern mit Bewußtsein festhalten wollte. Lieber wollte man auf die dem Diakonissenhause in seinen schweren Anfangszeiten so willkommene „finanzielle Beihilfe des Mädcheninstituts“ verzichten als dem Wunsch mancher Eltern, die für ihre Kinder „Weltbildung, Einführung in den konventionellen Weltton der Gesellschaft“ verlangten, nachgeben. Es war unverrückbarer Grundsatz, daß aller Unterricht im Diakonissenhause auf der Basis der Diakonissenbildung ruhen sollte.

 Man durfte ja mit Recht von der Einfügung dieser Schule in den Organismus des Diakonissenhauses und der dadurch bedingten

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/260&oldid=- (Version vom 1.8.2018)