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daß alle Frauen hauptsächlich zur Regelung des zeitlichen und häuslichen Lebens, zum Dienst der Armen und Elenden, zur Ermöglichung eines anmutigen und schönen gottesdienstlichen Lebens berufen seien, weist das Lernen und dessen Hochschätzung in bestimmte Grenzen.“ Um dem „Institut“ diesen Charakter zu bewahren, wünschte man keine allzu große Ausdehnung desselben. „Große Institute – sagt Löhe – haben ohnehin ihre besonderen Gefahren, insonderheit würde unsre Bildungsanstalt durch Vergrößerung ihre ganze Eigentümlichkeit verlieren.“ Für den größten, eben aus ihrer Verbindung mit dem Diakonissenhause entspringenden Vorzug dieser Schule erachtete es aber Löhe, daß die Mädchen mit einer immerhin geförderteren Anstaltsgemeinde kirchlich leben lernten. „Die Konfirmierten gehen zum Sakrament, die noch nicht konfirmiert sind, wenigstens zur Privatbeichte und Absolution, und so erfahren sie mit dem ganzen Hause immerzu die große Hilfe, welche für die Erziehung in der kirchlichen Anstalt der Beichte und in der göttlichen der Absolution liegt. Diese Führung „vermied Carcer und Strafen und verbreitete einen Geist der Willigkeit und des Gehorsams, der ohne sie gar nicht möglich gewesen wäre“. In jener geistlich angeregten und lebendigen Frühlingszeit des Diakonissenhauses mochte auch das Wagnis versucht werden, das Statut des Herrn von der gegenseitigen Seelsorge und brüderlichen Zucht (Matth. 18) zur Regel des Gemeinschaftslebens der Schülerinen zu erheben, welchem Zweck die Einteilung derselben in einzelne Riegen unter Aufsicht von Riegenmeisterinen dienten. Löhe rühmt den Geist der Zucht und bessernden Liebe, der „zuweilen“ die Schulen beherschte, sowie die Macht der „stillen halben Stunde“, die, gleichfalls für alle Hausbewohnerinen Regel, den Anbruch des Tages und damit den ganzen Tageslauf heiligen sollte.

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 In dieser Eigentümlichkeit lag der Hauptunterschied der Mädchenschule des Diakonissenhauses von Instituten gewöhnlicher Art,

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/262&oldid=- (Version vom 1.8.2018)