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zu reden, „zwei Heere“ geworden, indem sie nicht blos ein stattliches eigenes Haus besitzt, sondern um den großen Zudrang von Schülerinen zu bewältigen, ein großes Gebäude im Dorf gemietet und interimistisch in demselben eine Parallelklasse eingerichtet hat, die in kurzer Zeit ihre Unterkunft in einer oberfränkischen Anstalt finden soll.




Das Magdalenium.


 Vereinzelte Gefallene weiblichen Geschlechts waren dem Diakonissenhause von Anfang an zur geistlichen Pflege übergeben worden. Erst lebten dieselben mit den Bewohnerinen des Diakonissenhauses zusammen, obwol immer unter besondrer Aufsicht einer Schwester. Man glaubte, durch die Einfügung in ein Haus voll geistlich gesünderer Menschen, die mit erbarmungsvollem Mitleid auf diese Gesunkenen ihres Geschlechtes sahen, und durch den Einfluß des Geistes der Gemeinschaft, dem sie sich nicht entziehen konnten, werde der sittliche Heilungsproceß wirksamer und gründlicher bewerkstelligt werden als durch gesonderte Führung und Internierung derselben in einer eigenen Anstalt. Man hatte den Versuch auch nie zu bereuen, durfte vielmehr, so lange es sich nur um vereinzelte Fälle handelte, von diesem Verfahren guten Erfolg sehen. Als aber die Zahl der Magdalenen sich mehrte, erkannte man, daß nun eine anstaltsmäßige Führung geboten sei. Die auch so noch mögliche Verbindung mit dem Diakonissenhause und den übrigen hiesigen Anstalten, die Teilnahme an dem Leben, sonderlich dem gottesdienstlichen und sakramentlichen Leben einer größeren Gemeinschaft war und ist ohne Zweifel ein Vorzug, den das Neuendettelsauer Magdalenium vor andern größeren, aber isolierten Anstalten dieser Art voraus hat. Durch die Beihilfe edler Frauen aus den höchsten Ständen wurde Löhe in den Stand gesetzt, ein Haus für Magdalenen zu bauen, welches am 23. Juni 1865 eingeweiht

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/272&oldid=- (Version vom 1.8.2018)