Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/277

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als Kennzeichen wahrer Geistigkeit des protestantischen Kultus ausgegeben wird, ein Ende zu machen.

 Es kann nicht wunder nehmen, daß auch diese Bestrebungen Löhes dem Vorwurf des Romanisierens nicht entgingen. Aber es darf wol gesagt werden: daß von einer ritualistischen Nachäffung und unvermittelten Herübernahme fremdkirchlicher Formen niemand freier war wie er. Was er andern Kirchengemeinschaften entlehnte, sollte der eigenen nicht äußerlich angeklebt, sondern umgebildet sein in – ja wiedergeboren sein aus – dem Geist der lutherischen Kirche. „Die uralte Weisheit, Schicklichkeit und Schönheit muß gereinigt und gesäubert auch in unsre Kirchen einziehen. Es muß nur alles mit reformatorischem Sinn studiert und liegen gelassen werden, was dem Dogma der reformatorischen Kirchen widerspricht,“ sagt er in seinem Evangelischen Geistlichen II, 216 ff. und was er unter „reformatorischem Studium“ verstand, das hat er ebendort in der lehrreichen Abhandlung von dem Unterschied des protestantischen und des römischen Taufsteins gezeigt. Wie die Liturgie nichts anderes ist als der plastische Ausdruck des Bekenntnisses, so ist auch das gesamte Paramentenwesen von der Ausgestaltung des liturgischen Lebens und wie dieses von dem Bekenntnis der Kirche abhängig. „Alle christliche Paramentik – sagt Löhe – und so auch die lutherische, gründet ganz und gar im Sakrament des Altars. Das Sakrament ist die Fülle und das gesamte Paramentenwesen ist die Hülle; je reicher das sakramentliche Leben ist, desto berechtigter ist die Paramentik. Ohne sakramentliches Leben ist Paramentenarbeit ein purer Schellenklang, hohl und nichtig. Was sollen z. B. Paramente für eine schweizerisch reformierte Kirche? Alles Paramentenwesen sollte aus einem Aufschwung sakramentlichen Lebens und Segens hervorgehen.“

 Diese Stelle mag zeigen, wie Löhes Freude an würdiger Zier des Hauses Gottes nicht einem pur ästhetischen Wohlgefallen an

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/277&oldid=- (Version vom 1.8.2018)