Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/307

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längeren Curaufenthalt daselbst an. Zweimal gebrauchte Löhe Carlsbad, ohne jedoch mehr als vorübergehende Erleichterung, und ohne am Badeleben selbst irgend welchen Geschmack zu finden. Ihm, dem großen Liebhaber der Stille und unermüdlich thätigen Arbeiter, konnte die gezwungene Unthätigkeit desselben nicht zusagen. „Wir werden ganz liederlich – schreibt er einmal scherzend – und führen ein reines Wirtshausleben. Die Faulenzerei des Badelebens ist auch ein Geschäft und zwar ein anstrengendes.“ Er bekam dieses „herumlungern“ (das bei ihm freilich nicht wörtlich zu nehmen war, vielmehr mit einer kaum mehr curgemäß zu nennenden Thätigkeit zusammenging) in kurzer Zeit satt und freute sich, Carlsbad im Rücken zu haben, so sehr ihn dessen landschaftliche Schönheit entzückte und so sehr einige Bekanntschaften, die er dort machte, ihm von Wert waren. Unter denen, die ihm dort näher traten, waren zwei reformierte Schweizer aus Heiden, mit denen er viel verkehrte, auch in einer gewissen Gebetsgemeinschaft stand, unbeschadet des Gegensatzes, den ihre „calvinistische Hartnäckigkeit in der Anschauung von den Sacramenten“ ihm fühlbar machte. Er freute sich mit ihnen des Einigenden und zog doch scharf die Grenzlinie des Trennenden und blieb wegen des Einen und trotz des Andern mit diesen beiden Männern, von denen namentlich der ältere in den gläubigen Kreisen seiner Heimat großes Ansehen genoß, in lebenslänglicher Freundschaft verbunden. Nicht minder wertvoll war ihm die intime Bekanntschaft mit dem Dichter Julius Sturm, mit dem er während ihres gemeinsamen Aufenthalts in Carlsbad täglich verkehrte. Sturm hat ihm eines seiner Sonette gewidmet, welches, weil es in leicht verhüllter Form eine schöne Charakteristik Löhes enthält, hier mitgeteilt werden mag. Die Zueignung lautet: „Dem lieben Schweiger“ und das Gedicht selbst, wie folgt:

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/307&oldid=- (Version vom 1.8.2018)