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vornehmstes Interesse bedeutenderen Erscheinungen und Schöpfungen auf dem Gebiet des Reiches Gottes. Kirchen, Hospitäler, Diakonissen- und Missionshäuser, Anstalten für kirchliche Kunst waren seiner regsten Aufmerksamkeit sicher. Berühmte Persönlichkeiten aufzusuchen lag nicht in seiner Art, doch benützte er z. B. seine Schweizer Badereise nicht blos zu einem Ausflug nach Männedorf, sondern auch auf dem Rückweg zu einem Besuch in Bad Boll. Die Gabe der Jungfrau Trudel erkannte er an, wiewol er ihr gottesdienstliches Auftreten und Reden für etwas dem Weibe nicht Geziemendes hielt. Über Blumhardt lautete seine Tagebucheinzeichnung: „Es gefiel mir der Mann besser als ich gefürchtet hatte. Gott sei Dank für diese Freude.“ Selbst Gestaltungen des christlichen Gemeinschaftslebens, die seinem eignen kirchlichen Standpunkt so ferne lagen, wie der Darbyismus, widmete er bei einem kurzen Aufenthalt in Cannes, wohin er seine kranke Tochter geleitet hatte, eingehendes Interesse, indem er sich mündlich belehren ließ und einschlägige Schriften studierte. An dem einen Sonntag, den er in Cannes zubrachte, besuchte er außerdem nach einander die Kapelle des Mr. Roussel, eines der bedeutendsten Redner der église libre in Frankreich, dann den Gottesdienst in der schottischen Freikirche und endlich den Abendgottesdienst in der anglikanischen Kapelle, wo es ihm am besten gefiel und „heimatlich“ wurde.

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 Ebenso war ihm die Muße des Reisens und des Aufenthalts in der Fremde eine willkommene Gelegenheit zu ungestörterem Studium. Vielleicht mehr als es dem Zweck der Erholung und des Curgebrauchs frommte, war er mit Correspondenz, schriftstellerischen Entwürfen und Arbeiten und Lektüre beschäftigt. Allein was er an Einem Tag in solchen „Erholungszeiten“ las und studierte, dürfte manchem nicht eben lässigen Durchschnittsmenschen als ein anständiges Tagespensum erscheinen. Sulpicius Severus vergleicht in seinem Leben des heil. Martinus von Tours, indem

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/313&oldid=- (Version vom 1.8.2018)