Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 3.pdf/32

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der Gabe der Leitung der Gemeinde trefflich begabt, durchaus lauter, aufrichtig und einfältig in seiner gesamten Herzensgesinnung, selbstverleugnend und aufopfernd, wo es die Ehre des HErrn und das Heil der Kirche gilt, fest und klar im Bekenntnisse und dessen praktischen Konsequenzen, kühn und scharf wider mutwillige Fälscher der Wahrheit, geduldig und langmütig wider Unwissende und Irrende.“ – Dies ist das Charakterbild, welches Dr. Sihler von P. Walther unter dem Eindruck der ersten Begegnung mit ihm zeichnete. Auch die lutherische Gemeinde von St. Louis, ihr kirchliches Leben, ihre Opferwilligkeit erschien ihm im günstigsten Licht. Der nächste Zweck der Zusammenkunft der Sendlinge Löhes mit den sächsischen Pastoren war die gemeinsame Beratung und Ausarbeitung von Vorlagen zu einer Synodalverfassung, auf Grund deren die synodale Vereinigung beider Teile erfolgen sollte. Dieser Entwurf wurde auf einer bald darauf erfolgenden Konferenz in Fort Wayne, bei welcher bereits einige 20 Sendlinge Löhes vereinigt waren und zu welcher auch die sächsischen Pastoren Walther und Löber sich eingefunden hatten, einer neuen Beratung unterzogen und mit etlichen Abänderungen angenommen. Die Konstitution, im wesentlichen Walthers Werk, trägt bereits unverkennbar die Grundzüge der „missourischen“ Anschauung von Kirche, Amt und Kirchenregiment an sich, wie es denn überhaupt überraschend ist, Walthers kirchlich-theologischen Standpunkt so bald nach seiner Heilung von den Stephanistischen Irrtümern bereits fertig und abgeschlossen zu finden.

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 Löhe hatte – neben einigen untergeordneten Ausstellungen – gegen die neue Synodalverfassung ein doppeltes Bedenken. Er vermißte in den Bestimmungen über die Synodalleitung das episkopale Element, sodann erschien ihm auch die völlige Gleichordnung der Gemeindedeputierten mit den Pastoren bedenklich. Er fand diese Verfassungsbestimmungen „demokratisierend“ und „amerikanisierend“.

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/32&oldid=- (Version vom 1.8.2018)