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schien von der Verbindung von Mission und Kolonisation für erstere das kräftigste Gelingen und für letztere der Segen einer besonderen geistlichen Hebung zu erwarten.

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 Zur Ausführung des Gedankens gab Gott die rechten, für die Sache begeisterten und befähigten Leute. Es weilte damals in Löhes Haus ein Cand. phil. A. Crämer aus Franken, ein begabter, des Englischen völlig mächtiger Mann, der nach manch wunderlichen Lebenswegen und Schicksalen sich entschlossen hatte, seine Lebenszeit und Kraft dem nordamerikanischen Werke zu widmen. In ihm glaubte Löhe den berufnen Leiter der zukünftigen Kolonie gefunden zu haben. Ein damals in Löhes Hause dienender wackerer Knecht bot sich an, als Kolonist nach Michigan zu gehen; von ihm aus kam der Gedanke an andere, und bald war ein Häuflein junger fränkischer Landleute beisammen, die bereit waren, unter Crämers Führung die Heimat zu verlassen und in Michigan sich anzusiedeln, um dort als Missionsgemeinde der Mission unter den Indianern zum Ausgangs- und Stützpunkt zu dienen. Es war ein Häuflein Auswanderer von besondrer Art. Keinerlei irdische Not drängte sie, aus ihrem Vaterlande auszugehen; sie hatten in der alten Heimat, an der sie mit treuer Liebe hingen, ihr genügendes, zum Teil reichliches Auskommen gehabt. Ein göttlicher Gedanke war es, der sie beseelte und zusammenschloß. Ihrer Mehrzahl nach geistliche Kinder Löhes erhoben sie sich, was christliche und kirchliche Gesinnung anlangt, bedeutend über den religiösen Standpunkt der großen Masse der Auswanderer,[1] so daß Löhe in einem Briefe


  1. Wir können es uns nicht versagen, als Beweis für die christliche Gesinnung und Bildung dieser Auswanderer den selbstverfaßten Lebenslauf des oben erwähnten ersten Kolonisten mit unwesentlichen Abkürzungen mitzuteilen.
     Ich, Lorenz, wurde geboren den 4. März 1817 und am darauf folgenden Tage durch die heilige Taufe wiedergeboren. Sieben Jahre verlebte ich bei meinen Eltern, dann starb mein Vater, und ich wurde ein Waise. So wuchs ich mit [40]
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/44&oldid=- (Version vom 1.8.2018)