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der in der Amtslehre zwischen Löhe und der Missourisynode bereits hervorgetretenen Differenz eine Opposition gegen ihre (missourischen) Lehranschaunngen fürchteten. In der beabsichtigten Gestalt trat denn auch der Plan nicht ins Leben. Der ganze Gedanke kam überhaupt zu spät. In den ersten Jahren der Kolonisation hätte das Pilgerhaus großen Segen stiften können; inzwischen aber hatte sich in der Grafschaft Saginaw eine zahlreiche und sehr einheitliche, meist fränkische Bevölkerung angesiedelt, unter welcher der neue Ankömmling Landsleute, Bekannte und Verwandte genug und daher auch leicht Aufnahme und Herberge bis zur Gründung eines eigenen Heims finden konnte. So kam es, daß das Haus seinem nächsten Zweck nur in ganz unbedeutendem Maße dienen konnte. Zwar hatte es von Anfang an ein Schullehrerseminar in sich aufgenommen, mit welchem Löhe den von ihm gegründeten fränkischen Kolonien einen Mittelpunkt deutschen Lebens und einen Herd deutscher Bildung zu setzen, wohl auch das Band der Einigkeit zwischen sich und seinen geistlichen Kindern fester zu knüpfen wünschte. Das Schullehrerseminar war ein unleugbares Bedürfnis, aber für den beabsichtigten Zweck kam auch diese Stiftung Löhes zu spät. Man bemißtraute Löhe bereits wegen seiner in den „Neuen Aphorismen“ niedergelegten Anschauungen vom geistlichen Amt in seinem Verhältnis zur Gemeinde, man bemißtraute deshalb auch seine Wohlthat; man fürchtete in dem neuen Seminar einen Herd der Opposition ins eigne Lager und somit einen Pfahl ins Fleisch zu bekommen. Unter dem frostigen Hauch dieses Mißtrauens konnte die schwache Pflanze, die der sorgsamsten Pflege von seite der Synode und der Nachbargemeinden bedurft hätte, nicht gedeihen, mußte vielmehr, kaum eingewurzelt, wieder ausgehoben und an einen andern Ort versetzt werden, wo missourische Unduldsamkeit ihr nicht mehr Luft und Licht streitig machte.

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 Die Wirksamkeit in Saginaw Co. war zu Ende. Erfolglos

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 3). C. Bertelsmann, Gütersloh 1892, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_3.pdf/78&oldid=- (Version vom 1.8.2018)