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Emil Pauls: Zauberwesen und Hexenwahn am Niederrhein. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. 13. Band, 1898. S. 134-242

berühmten Orden können solche Schriften bei uns nicht unbekannt geblieben sein. Das gleiche gilt von den damaligen Hexenverfolgungen in Frankreich und andern Ländern, zu welchen der Niederrhein in lebhaften Handels- oder politischen Beziehungen stand. Einige Hexenverfolgungen zu Siegen und Heidelberg[1] in den Jahren 1466 und 1446/47 gehören Grenzgebieten des Niederrheins an; bei uns wies ziemlich gleichzeitig Köln etliche solcher Verfolgungen auf.[2] Auf das Zauberwesen bezügliche Erlasse weltlicher oder geistlicher niederrheinischer Behörden scheinen sogar für die ersten acht Jahrzehnte des 15. Jahrhunderts ganz zu fehlen. Den Kölner Diözesanstatuten nach zu schliessen, ist selbst auf dem wichtigen Provinzialkonzil in Köln, das im Jahre 1452 in Anwesenheit des päpstlichen Legaten, des grossen Kardinals Nicolaus von Cusa, stattfand, des Aberglaubens und Zauberwesens nicht gedacht worden. Niders Erzählung vom Auftreten einer falschen Jungfrau von Orleans in Köln ist interessant, aber für das vorliegende Thema ebenso unbedeutend, wie desselben Verfassers Angabe über einen Mann im Kölnischen, der allüberall seinen Doppelgänger zu sehen glaubte.[3] Wichtiger bleibt eine ziemlich bekannte, in der Litteratur über den Hexenwahn indes anscheinend unerwähnt gebliebene Erzählung über eine Geistererscheinung im Jahre 1437 auf dem Buschmannshofe bei Meiderich in der Nähe von Duisburg.[4] Hier bietet der Verfasser in 37 Kapiteln ein Bild vieler abergläubischer Auffassungen der damaligen Zeit. Als Hauptverbrechen werden genannt: Menschenmord, Würfelspiel (taxillatores), Tötung der eigenen Kinder, Stolz und ihm ähnliche Verbrechen. Zauberei ist unter den Vergehen nicht angeführt. Das 21. Kapitel ist unter Hinweis auf die in Betracht kommende Mitwirkung der Dämonen der Verurteilung der Wahrsagekunst und der Verehrung der weissen Frauen, die in der Erde unter


  1. v. Achenbach, Geschichte der Stadt Siegen. 1. Band, Abschnitt 3, S. 33; Janssen-Pastor, Geschichte des Deutschen Volkes 1894, Bd. VIII, S. 503.
  2. J. Hansen, Westdeutsche Zeitschrift Jahrg. 17, S. 159.
  3. J. Nider, Formicar. lib. V. in der dem Frankfurter Malleus malefic. von 1588 beigedruckten Ausgabe S. 754 und 803. Ueber die falsche Jungfrau von Orleans, vgl. R. Pick, Monatsschrift Jahrg. 1, S. 103 f. und Jahrg. 4, S. 306 und J. Hansen a. a. O.
  4. Vgl. W. Seelmann im Jahrbuch des Vereins für Niederdeutsche Sprachforschung Bd. VI S. 32 f. Ich citiere nach der in der Kgl. Landes-Bibliothek in Düsseldorf vorhandenen Handschrift.
Empfohlene Zitierweise:
Emil Pauls: Zauberwesen und Hexenwahn am Niederrhein. In: Beiträge zur Geschichte des Niederrheins, Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins. 13. Band, 1898. S. 134-242. Düsseldorf: Ed. Lintz, 1898, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zauberwesen_und_Hexenwahn_am_Niederrhein.djvu/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)