Seite:ZehnderAerztlicheGlossen.pdf/19

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ausspricht, überhaupt rührt: dann erst dürfen wir auch hoffen, Abhülfe zu schaffen.

Daß es die Arbeit an sich und für sich allein nicht ist, die jene Thatsache erklärt, dürfte kaum zweifelhaft sein. Arbeiten doch viele Tausende außerhalb der Fabrik weit länger als selbst 12 Stunden, ohne damit ihre Gesundheit irgendwie zu schädigen! Die ursächlichen Momente müssen daher anderswo liegen und da haben wir sie denn, so weit die Arbeit überhaupt Schuld daran trägt, einerseits in der Art derselben, anderseits in den Arbeitslokalen und endlich auch in den Arbeitsstoffen zu suchen.

a. Art der Arbeit

.

Ein anderes ist es, Jahr aus Jahr ein von Anfang bis Ende der Woche früh Morgens mit dem Glockenschlag sich an den Spinnstuhl zu stellen, auf den Webstuhl zu sitzen und eine gewisse Zahl von Stunden – seien es nun 10 oder 11 oder 12 – da zuzubringen mit der sichern Aussicht, ob etwas mehr oder weniger thätig, ob mehr oder weniger die Aufmerksamkeit der Arbeit zuwendend, doch den bestimmten Tag- oder Wochenlohn mit nach Hause zu tragen. Es ist das Einförmige, Eintönige der Arbeit, das den Geist lahm legt, das Einförmige der Muskelbewegung, ja sehr oft auch der Mangel an kräftiger Bewegung, an wechselnder Uebung der verschiedenen Körperkräfte, die Geist und Körper erschlaffen und die Disposition zum Krankwerden erhöhen.

Man wendet uns ein: diesem Uebelstande hilft ja der Stücklohn, die Akkordarbeit ab, die man immer mehr und allgemeiner einzuführen sich bestrebt. Und allerdings läßt

Empfohlene Zitierweise:
Carl Zehnder: Aerztliche Glossen zum Fabrikgesetz-Entwurf : mit Anhang. Cäsar, Zürich 1876, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:ZehnderAerztlicheGlossen.pdf/19&oldid=- (Version vom 1.8.2018)