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Der Mensch ist nicht bloß Waare, deren Preis durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Der Mensch ist nicht allein Maschine, die ausgenutzt unter’s alte Eisen wandert.

Der Mensch ist vor Allem auch – Mensch! Was wundern wir uns, daß er – als Kommunard – zur Bestie werden kann, wenn wir ihn selbst im Preise nicht höher stellen?

Es bleibt uns noch die letzte Aufgabe! Wir wollen die Postulate, die wir in das projektirte Gesetz über die Arbeit in Fabriken aufgenommen wünschen, kurz noch darauf prüfen, ob dieselben auch praktisch durchführbar sind, ob der humane Zweck, den wir damit erreichen wollen, auch wirklich erreicht wird. Wie oft scheitern wohlgemeinte Versuche, soziale Schäden in dieser oder jener Richtung zu verbessern, an der Macht der süßen Gewohnheit, wie oft am starren Egoismus, wie oft aber auch daran, daß das Volksbewußtsein sie noch nicht als solche erkannt hat und darum das Bestreben, sie zu beseitigen, noch nicht zu würdigen vermag, geschweige denn zu unterstützen geneigt ist!

Wir halten uns auch da wieder an die hygieinische Bedeutung und Tragweite des Gesetzes, und legen den Maßstab der praktischen Durchführbarkeit gleich an jenen ersten Paragraphen, in dem schon die Unbestimmbarkeit des Begriffes der „Fabrik“ bei unserm Kollegen Anstoß erregt hat.

Wir umgekehrt begrüßen den gerügten Umstand, weil er dem Bundesrathe das Recht gibt, in jedem einzelnen Falle, in dem Zweifel erhoben werden sollten, von sich aus zu

Empfohlene Zitierweise:
Carl Zehnder: Aerztliche Glossen zum Fabrikgesetz-Entwurf : mit Anhang. Cäsar, Zürich 1876, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:ZehnderAerztlicheGlossen.pdf/44&oldid=- (Version vom 1.8.2018)