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Kunde besitzen, brachte dem Könige als Geschenk ein Paar riesige Hunde mit zurück, und von diesen empfing der ganze Archipel seinen Namen: „Hunde-Inseln“ (canariae).

Die Bauernhütte, in welche ich eintrat, war gleich jenen, die wir später auf den andern Inseln überall wiederfanden, äußerst einfach, ein viereckiger, aus Lavablöcken aufgebauter und weiß angestrichener Würfel mit plattem Dach und nur einer einzigen Oeffnung, welche Thüre, Fenster und Schornstein in einer Person darstellte. Eben so einfach war der rohe Hausrath, aus einem Tische, einem großen Bett für die ganze Familie und einigen Stühlen bestehend. An den weiß übertünchten Wänden hingen Kochgeschirre, Kleider, Heiligenbilder und Ackergeräth bunt durcheinander. Die Bauersleute bewillkommneten mich mit der bei den Insulanern allgemein verbreiteten Gastfreundlichkeit, verbunden mit dem edlen Anstande und der stolzen Förmlichkeit, welche den Nachkommen der alten Spanier wohl geziemt. Zur Erfrischung setzten sie mir Bananen oder Paradiesfeigen vor, in ihrem spanischen Dialecte Platanos genannt. Diese köstliche Frucht gehört zu den segensreichsten Erzeugnissen der Tropenzone. Für vielen Tropengegenden ist sie das Haupt-Nahrungsmittel, und eine kleine Bananenpflanzung genügt, um einer ganzen Familie mühelos den Jahresunterhalt zu gewähren. Die Früchte der Bananen oder Musen haben die Größe und Form einer mittleren Gurke. Unter der dicken gelben oder grünen Schaale, welche sich leicht ablöst, kommt ein weiches gelbes Fruchtfleisch zum Vorschein, das im Ganzen Geschmack und Consistenz eines mehligen Apfels hat, aber verbunden mit einem köstlichen Aroma, das dem der Ananas ähnlich ist. Auch in Scheiben geschnitten und Oel gebacken schmecken die Früchte ausgezeichnet. So herrlich die Frucht, so wunderschön ist die Pflanze der Banane, ohne Zweifel eine der größten Zierden der Tropen-Vegetation. Obwohl ich die Banane schon in Sicilien und in Portugal im Freien blühend gesehen hatte, fand ich sie doch auf Madeira und Teneriffa zum ersten Male in ihrer ganzen tropischen Fülle. Ein schlanker, grüner Stamm, welcher sich gerade und unverästelt zu 20–25 Fuß Höhe erhebt, trägt oben eine Krone von wenigen, nur 16–20 Blättern. Diese Blätter sind aber prachtvoll, jedes einzelne 6–10 Fuß lang und 1 bis 2 Fuß breit, zierlich zurückgebogen und mit dem herrlichsten lichtesten Freudiggrün gefärbt. Das Gewebe der ungeheuren Blattfläche ist so zart, daß es vom Winde in zahlreiche feine Lappen zerschlitzt wird, die parallel bis zur mittleren starken Blattrippe verlaufen. So gewinnt das ursprünglich ganzrandige Blatt Form und Aussehen eines gefiederten Palmenblatts. In der Mitte der wunderschönen Blätterkrone endigt der Stamm mit einem duftenden bunten Blüthenschaft, an dem

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_008.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)