Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 035.jpg

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fast alle Früchte dieser Länder sind sie wenig saftig und enthalten einen süßlichen, nach Lebkuchen schmeckenden Brei, der einen bitterlichen Nachgeschmack besitzt und purgirend wirkt. Ein in diesen buschreichen Dickichten sehr häufig anzutreffendes und überall im Gebiet des Weißen Nil verbreitetes großes Blattwerk, welches lebhaft an Dracaenen, die Modepflanze unserer Blumentische, erinnert, ist die Sanseviere guineensis. Aus dem festen Baste der rothgesäumten Blätter lassen sich vortreffliche Stricke gewinnen, sowie im frischen Zustande auch die einzelnen Fasern als Packmaterial verwerthen. Der aus wild durcheinander gewürfelten Granitblöcken bestehende Njemati-Berg ist mit Bäumen und Gesträuch bestanden, unter welchen Combretum Hartmannianum Schf. (der Ssabāh), Ficus populifolia Vahl (der Terter), Sterculia Hartmanniana Schf. Dalbergia, (das Babanuß genannte schwarzbraune Ebenbolz des Sudan), und eine neue Art Stereospermum, voller schön rosenrother Blüthen, erwähnt zu werden verdienen. Hundert Fuß lange Granitblöcke, aus einem Stück bestehend und ohne Riß, ziehen sich bis an das Nilufer hin, wo sie wie versenkte Kuppeln erscheinen und weite Platten bilden. Eine eigene Art Vallisneria (V. aethiopica Fenzl) wuchert, ausgedehnte Rasen auf dem Grunde des Wassers bildend, in geringer Tiefe am Ufer, gerade wie ihre nordische Schwester in den Fluthen der Rhone.

16. Januar 1869. Auf einer benachbarten Insel weiden prächtige Rinder der Baggāra, und ein fetter großer Bulle wird für den Preis von nur 3 Marien-Theresien-Thalern erstanden. In Wod Schellai gab es deren zwei für 5 Thaler; dagegen ist der Kaufpreis der Rinder in dem Gebiete der Neger, nach Kupferringen gerechnet, mit denen sie bezahlt werden, ein weit höherer, und in Faschōda kann man 15 Thlr. für das Stück rechnen.

17. Januar 1869. An einer dicht bewaldeten Stelle des linken Ufers wurde gehalten. Die Ssuntacacien sind bereits spurlos verschwunden. Die Ambatschvegetation hat sich hier bedeutend verringert, um (wenigstens für dieses Jahr) erst wieder an der Vereinigung der den Bachr el Abiad bildenden Flüsse in den Vordergrund zu treten. Die Canäle zwischen den Strominseln verengen sich indeß immer mehr und mehr, und letztere sind von undurchdringlichen Grasmassen breit umgürtet. In dem größtentheils entlaubten Buschwerk und den Hegelig-Bäumen zeigten sich hier zuerst die weiterhin oberhalb allenthalben in Menge anzutreffenden ockergelben Fledermäuse, welche in hellen Sonnenschein mit schwalbengleicher Gewandtheit von Ast zu Ast fliegen (nicht flattern). Sie wurden Abu-Rugēh genannt; ich konnte aber nicht ausfindig machen, ob dies eine allgemeine Bezeichnung

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_035.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)