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für Fledermäuse im Sudan-Arabischen oder speciell für diese Art angewandt sei.

18. Januar 1869. Am linken Stromufer bei Om-Delgāl wurde gehalten und mit vielen Baggāra fraternisirt. Die großen Entenschaaren am Ufer (die schwarzbraune Art, mit hellem Scheitel) gewährten reiche Jagdausbeute, auch mehrere Gänse wurden erlegt. Sobald die Leute auf der Barke der Baggāra ansichtig wurden, ertönte ein vielstimmiges Habābkum, Habābkum als Gruß; jeder Schillukneger wird Wode-Mek (Königssohn!) angeschrieen; wo kommst du her? – was willst du? so schreit man ihn alsdann an. Im Gebiete der Dinka schließlich wird jeder Schwarze „Agiū, Agiū“ angeschrieen; so will es der Brauch auf allen Schiffen.

19. Januar 1869. Am westlichen Ufer, das hier von einer fast undurchdringlich dichten Buschwaldung bestanden ist, in welche nur enge Pfade, von Büffeln gebahnt, die zur Tränke kommen, Eingang verschaffen, wurde an Land gegangen. Luffa acutangula, ein in üppigster Fülle die Gebüsche überwucherndes Schlinggewächs der Cucurbitaceen, deren trocken gewordene Früchte ein Skelet zur Schau tragen, das sich vorzüglich als Badeschwamm gebrauchen läßt und welches deshalb in Aegypten häufig gebaut wird, wurde hier zuerst gefunden. Sie gehört nebst zahlreichen anderen Pflanzenarten [ich erwähne nur folgende als auffälligste Beispiele: Abelmoschus esculentus (die Bamia), Corchorus (die Melochia), Sesbania, Zizyphus (der Nebak), Cucumis Chate (Chatta, Adjur, Abdelaui etc. genannt), Acacia nilotica D. (Saunt)] zu der primitiven Flora Aegyptens, wenn man aus den vielen Gewächsen, die in diesem Lande gegenwärtig nur in Cultur, in den Gebieten des Sudan aber noch völlig wildwachsend angetroffen werden, den Schluß zieht, daß vor undenklicher Zeit das gesammte Nilthal einen mehr übereinstimmenden Vegetationscharakter besaß als gegenwärtig und daß erst die Ausbreitung des alten Culturvolks eine Flora von seinen nördlichen Ufern verdrängte, welche wir heut zu Tage nur erst viele hundert Meilen weiter oberhalb wiederfinden. Auch die historischen Ueberlieferungen namentlich in Bezug auf die nördliche Verbreitung von Thieren (z. B. Ibis, Hippopotamus, Crocodil etc.) und hinsichtlich des Papyrus sprechen für diese Annahme, sobald man nach Analogieen urtheilen will, aus denen sich ja jede Theorie aufbaut.

20. Januar 1869. Nachmittags taucht der Defafang am südlichen Horizonte auf, eine bedeutendere Bergmasse als alle übrigen in der Nachbarschaft des Flusses wahrgenommenen. Am rechten Ufer wurde gelandet, wo zahlreiche neue Vegetationstypen, unter denen die Kakamut-Acacia (A. Catechu W.), welche von hier an einen bedeutenden Antheil an der Bestandbildung der Waldungen der oberen Regionen

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_036.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)