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und werden in Folge dessen halb umgeschlagen getragen. Ihre Gewandtheit im Springen und Laufen ist beispiellos. Sie überholen die Gazelle mit Leichtigkeit und werden daher zur Jagd häufig verwandt. Auf 10 Fuß hohe Erdmauern oder Termitenhügel schwingen sie mit der Gewandtheit von Katzen ihre schlanken Leiber, Distanzen vom Drei- bis Vierfachen ihrer Länge überwindend. Wie allen Hunden des Nilgebiets vom ägyptischen Paria bis zum Dorfköter des Sudan fehlt auch dieser Race die Afterklaue an den Hinterfüßen, welche unsere Hunde zur Schau tragen.

Die Witterung in den letzten Tagen des Januar war hier bei dem oft wüthenden Nordwinde sehr kühl, und das Thermometer zeigte bei Sonnenaufgang mehrmals nur + 16 oder + 17° C. Der Himmel, aschgrau bezogen, ließ nicht selten erst um 10 Uhr Vormittags die Sonne hervortreten. Die Barometer hatten einen vom December in Chartūm nur wenig merklich verschiedenen Stand.

Unter den zahlreichen Arten von Wasservögeln, welche hier die Stromufer belebten, erschienen Enten und Gänse nicht mehr dermaßen vorwaltend wie in den nördlicheren Gegenden. Unter allen war der Kronenkranich (Gornūg) der am massenhaftesten vertretene Vogel. Zu Tausenden in dichten Schaaren an flachen Uferstellen geschaart, erfordert das Beschleichen derselben indeß viel Vorsicht und ist nur im Schutze des benachbarten Steppengrases möglich. Sein Fleisch ist ebenso wohlschmeckend und zart wie das des grauen Kranichs. Außer schwarzen und rosenrothen Störchen (Badjbar und Om-Kadjbar) zeigte sich an mehreren Stellen auch der Storch unserer Heimath. Die von vielem kleinen Buschwerk, bestehend ans Laūd-Acacien, kleinen Ssoffār (A. fistula Sf.), Zizyphus-Gestrüpp etc. unterbrochene und neben dem Hochgrase auf weite Strecken mit wilden Bamien wie Feldern des Abelmoschus esculentus bestandene Steppe bietet trotz der zahlreichen Bevölkerung dieser Gegend dennoch passende Localitäten genug, um große Schaaren von Perlhühnern beherbergen zu können. Unter den Vögeln, welche die Nähe bewohnter Plätze lieben, ist hier der weißbärtige Rabe Abyssiniens der häufigste, und alle Baumstämme in der Umgegend der Stadt sind dicht mit paarweise auf ihnen hockenden Massen dieser und der reinschwarzen Art besetzt. Der in Chartūm noch in so zahlloser Menge die Straßenpolizei besorgende Schmutzgeier (Neophron) wurde hier nirgends mehr angetroffen und seine Stelle erschien ausschließlich vom kleinen Aasgeier (Nisr) eingenommen. Außer den allverbreiteten, äußerst frechen Milanen und zierlichen grauen Falken ist auch ein größerer Raubvogel, der von Fischen und kleinen Fluß-Schildkröten lebende weiß-braune Adler, Sssūggur el gan, auch Abu-Tok genannt, eine der häufigsten Erscheinungen auf allen Bäumen der benachbarten Talch-Waldung.

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_046.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)