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Weissen Nil), und pterygocaulos vertreten, von Malvaceen die wilde Bamie und Pavonia insignis Fzl.

19. Februar. Da, wo der Bahr-el-Arab mündet, zeigt der Fluss eine bisher nicht bemerkte Breite (gegen 500 Schritte), und gleich oberhalb desselben erweitert er sich seeartig, ohne in der Mitte seine bedeutende Tiefe einzubüßen. Die nun folgende Strecke bekundet der Gazellenfluss überhaupt weniger den Charakter eines Stromes, als vielmehr einer ununterbrochenen Seenkette mit unmerklicher Strömung und voller Hinterwasser auch in dieser Jahreszeit seines tiefsten Standes. Die Analogie mit der Havel auf der Strecke von Spandau bis Brandenburg ist wirklich frappant, und wird durch eine ganze Anzahl theils identischer, theils verwandter Wassergewächse[1] noch erhöht.

Dieser Wasserreichthum, gerade oberhalb der Mündung eines Nebenflusses, welcher bei seinem Eintritt fast die gleiche Breite des Hauptstromes zeigt, bestätigt meine Annahme, daß das enge Fahrwasser, welches wir im Gebiete des Nūer beschifften, unmöglich der ganze Gazellenfluß sein kann; es müssen nördlich desselben noch beträchtliche Arme existiren, welche wahrscheinlich der dichten Grasvegetation wegen nicht zugänglich sind. Ist dies erwiesen, dann wäre dem Gazellenfluß der erste Rang unter den Quellflüssen des Nils gesichert. So weit mit Sicherheit (!) unsere gegenwärtige geographische Kenntniß seines Stromsystems reicht, wäre überhaupt dasjenige des Bahr-el-Gebel weit minder differenzirt, als das des Gazellenflusses; ob auch die Entfernung der Quelle von der Mündung den Vorrang erwerben wird, mögen künftige Forschungen feststellen. Die Waldregion scheint sich weit und breit gen Norden hin auszudehnen, auch nach Süden hin gewahrt man viel Buschwerk. Vallisnerien walten neben Ceratophyllen und Najas unter den fluthenden Gewächsen der Stromtiefe vor, welche wie eine ununterbrochene unterseeische Wiese erscheint. Auf dem Wasserspiegel wiegen sich die weiblichen Blüthen dieser Wunderblume aus großer Tiefe an schraubenförmig sich aufringelnden Stielen befestigt, wodurch die Fluthen wie mit unzähligen Fäden durchzogen erscheinen.

20. Februar. Beiderseits im Abstande von 1–2 Stunden zeigen sich ausgedehnte, scheinbar zusammenhängende Waldungen, weit ausserhalb der Grenze des graserfüllten Flußbettes, aber offenbar noch innerhalb seines Inundationsgebietes. Auffallend ist das beständige


  1. Ich erwähne der Seltenheit halber nur folgende: Potumogeton gramineus, natans, Ceratophyllum demiersum, Trapa natans, Najas, Nymphaea, Lemna, Utricularia, Hydrocharitaceae und Alismaceae.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_060.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)