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Fehlen der Pistia seit dem Eintritt in diesen Fluss, und noch merkwürdiger der gänzliche Mangel an Ambatsch, welcher in Gestalt neu entstehender Colonieen erst eine Strecke weiter oberhalb wieder angetroffen wird. Man passirt einige Grasverstopfungen, wo in engen Canälen das Wasser deutlich zu erkennen giebt, daß es sich bewegt. Eine neue zierliche Wasserpflanze, welche inmitten des wiederum erweiterten Fahrwassers auf der Oberfläche schwimmt, tritt in Gestalt blaublühender Monochoria auf, und im Grase ein schöner Farren.

21. Februar. Der Fluss, den wir bei günstigem Winde mit großer Schnelligkeit befahren, wird kolossal, und die Ufer scheinen, je mehr man sich seiner Quelle nähert, immer mehr auseinander zu rücken. Fischer auf Kähnen von ausgehöhlten Baumstämmen werden sichtbar und bringen kleine, glänzend kastanienbraune Schildkröten, Aroo genannt. Große Rinderhürden umgeben von niederen Strohhütten zeigen sich an den Ufern. Wir segeln nun stets S. und SSO., und nähern uns mit Windeseile dem Ziele unserer Fahrt. Hier, wo vor Jahren ein undurchdringliches Gewirre von Ambatsch die Schifffahrt aufhielt, eröffnen sich nun jetzt endlose Seen und breite majestätische Stromarme. Ein furchtbares Krachen über uns in den Lüften giebt Kunde von einem nochmaligen aber nun letzten Brechen der Segelstange. Mit Schieben und Stoßen erreichen wir ein großes Dorf der Djanghé (welche zur Dinka-Race gehörig, mit diesen Sprache und Sitten theilen), nahe dem rechten westlichen Ufer bei Sonnenuntergang, und in der Freude, so schnell und leicht die Reise beendet zu haben, wird die Nacht mit Schlachten und Schmausen verbracht

22. Februar. Der letzte Rest der Fahrt war bald überwunden, und wir langen in den Morgenstunden bereits bei dem Ankerplatz der Bahr-el-Ghasal-Fahrer, der sogen. Meschera (Hafen) an, wo nun 15 Barken, den Chartūmer Kaufleuten Agāt, Kurschuk Ali, Ghattas, Sibēr, Abu Ssāmat und Biselli gehörig, versammelt sind. Auf der östlichen Seite hat man das Ufer des festen Landes, und hier wurden Truppen und Ladung, welche nach den Niederlagen im Innern abgehen, ausgeschifft, während auf der Westseite sich ein Labyrinth von Canälen und bewaldeten Strominseln ausdehnt. Bei einer derselben pflegen jetzt alle Barken Station zu nehmen, um die Rückkunft der Leute aus dem Innern abzuwarten, was im Anfang der Regenzeit geschieht. Die von früheren Reisenden häufig erwähnte sogen. Meschera el-Rek (so benannt, weil der nahebei wohnende Negerstamm im Innern Rek heißt), durch einen jetzt von Papyrus fast völlig zugewachsenen Stromarm von unserem Hafen getrennt, liegt westlich eine Stunde von letzterem entfernt, und wird von den Barken nicht mehr besucht.

Es hatte also unsere Barke, diejenigen Tage abgerechnet, an

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_061.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)