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Diesen Notizen fügt Herr Kawerau, welcher lange Jahre in Australien gelebt hat und als einstmaliger Regierungs-Geometer mit den dortigen Verhältnissen sehr vertraut ist, Nachstehendes hinzu:

Obgleich Mr. Forrest, ein tüchtiger, erfahrener und umsichtiger Buschmann, das ihm anvertraute Werk nach Maaßgabe der ihm zu Gebote stehenden Mittel, so gut es nur möglich war, durchgeführt hat so hätte er doch weit mehr erreichen können, wenn ihm statt Pferden einige Kameele zur Verfügung gestanden hätten, die sich bereits aufs Beste für das Innere von Australien bewährt haben. Hätte er statt Pferden 2 Satteldromedare auf seiner weiteren Excursion gehabt, so hätte er ohne Mühe dieselbe Distance in 2½ Tagen zurücklegen können, zu der er nunmehr 7 Tage gebrauchte.

Es giebt in der That keine Entschuldigung mehr dafür, daß man sich zu solchen Expeditionen nicht statt der Pferde der Kameele bedient, und man könnte es wirklich als strafbar bezeichnen, daß der Gebrauch von Pferden für solche Zwecke noch gestattet wird, während die Möglichkeit vorhanden ist, die Gefahr für Leib und Leben der Reisenden, der sie bei Benutzung von Pferden ausgesetzt sind, durch die Einführung von Kameelen zur Lokomotion durch Wüsteneien, wie Australien aufzuweisen hat, zu beseitigen.

Daß das Kameel zweckmäßig zu längeren Reisen als Reit- und Packthier in Australien ebenso gut wie in Afrika und Asien gebraucht werden kann, ist hinlänglich bewiesen. Nach der „Pastoral Times“ passirte unlängst durch Wilcannia eine Karavane von 65 Kameelen mit mehr als 30 Jungen, von 16 Arabern geführt, auf ihrem Wege von Adelaide nach dem obern Darling. Jedes dieser Kameele war mit 6 Centnern Waaren beladen, und nachdem dieselben auf den betreffenden Stationen abgeliefert worden, sollten sie mit Wolle beladen wieder nach Adelaide zurückkehren. Dieses sind die 26 Kameele, mit


bis Carpentaria würde unverzüglich dazu führen, daß die ganze Westküste von den Squattern von Queensland aus okkupirt würde. Ist das Land völlig unwirthbar, was man nach dem, was ich selbst am Termination Lake der Gregoryschen Expedition im Jahre 1856 gesehen, nicht annehmen darf, so kann sich Forrest vor der heißen Jahreszeit wieder nach den Niederlassungen West-Australiens zurückziehen. Nach den Pflanzen, die mir von Lake Barlee und östlich davon gesandt wurden, nehme ich an, daß eine Landstrecke, ganz ähnlich der in der Nachbarschaft von Spencer-Golf in Süd-Australien, sich quer durch das ganze Australien hinzieht und daß es nur der Auffindung von permanentem Wasser bedarf, um den ganzen Strich zu okkupiren. Durch Abbrennung der Gebüsche, Aussaat perennirender Gräser und Weidekräuter und Senkung von Wassergruben und dann durch reguläre Beweidung läßt sich dieses Wüstenland wunderbar für Niederlassungen zugänglich und nutzbar machen. Uebrigens ist das Land in der neu proponirten Reiserichtung jedenfalls viel reicher an Wasser und viel freier von Gestrüpp als der Strich, längs dessen Mr. Forrest hinziehen mußte, um die Aussagen der Eingeborenen zu prüfen.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_067.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)