Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 069.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
IV.
Reise Dr. G. Nachtigall’s nach Tibesti, aus brieflichen Mittheilungen.
(Hierzu eine Karte, Taf. II.)[1]


Schreiben Dr. Nachtigall’s an Dr. A. Bastian.

Es ist Ihnen vielleicht bekannt geworden, daß ich Anfangs dieses Jahres die Ueberbringung der von Sr. Majestät für den Scheich Omar von Bornu bestimmten Geschenke nach Kuka übernommen habe. Ich kam hier Ende März an, blieb zwei Monate in Murzuk und benutzte die Zeit, welche mir die Abwesenheit der Aussicht auf eine Karavane ließ, um so lieber zu einer anderweitigen Reise, als der Sommer herannahte, und mit ihm die Intensität der Malaria, der ich schon zwei Mal beinahe zum Opfer gefallen wäre. Ich wählte Tibesti, denn wenn auch Rohlfs sorgfältige Erkundigungen während seines Aufenthalts in Kauar eine im Ganzen treffliche Karte zur Folge gehabt haben, so war doch keines der Tibbuländer je von Europäern besucht worden, und blieb die Genauigkeit der genannten Karte durch den Augenschein zu prüfen oder zu constatiren. Auf der andern Seite wurden von Wadaï aus, sowohl von Seiten des Sultans als auch der Kaufleute, lobenswerthe Anstrengungen gemacht, den Karavanenweg zwischen Wara und Murzuk wieder zu eröffnen. Es schien mir also nicht unwichtig, die Dispositionen der Tibbu gegenüber den Christen und Europäern zu prüfen, und die vornehmsten Chefs in Tibesti selbst über eine eventuelle Reise durch Borgu nach Wadaï auszufragen.


  1. Um die hier mitgetheilten, allerdings nur ganz allgemein gehaltenen, topographischen Angaben, denen vorläufig noch keine Kartenskizze beigefügt war, zu verstehen, bleibt nichts übrig, als sich danach selbst eine solche zu entwerfen – eine Mühe, welche wir dem Leser durch die hier beifolgende, von natürlich nur ganz provisorischem Charakter ersparen zu können glaubten. Sie ist in gleichem Maßstab und auf dasselbe Netz entworfen, wie die von A. Petermann nach den früher von G. Rohlfs über dasselbe Gebiet eingezogenen Erkundigungen gezeichnete und dem 25. Ergänzungshefte der Mittheilungen (S. 32–35) beigegebene; für den Hauptort Tao, in welchem mehrere der von Rohlfs mitgetheilten Wegelinien sich vereinigen, und dadurch eine Sicherung der Ortslage innerhalb gewisser Grenzen ermöglichen, ist dieselbe unverändert beibehalten, da auch die Distanzen der Nachtigall’schen Route dazu wohl stimmen. Wo diese aber von den dem Herrn Rohlfs gemachten Angaben erheblich abweichen, vermuthlich also dieselben zu berichtigen geeignet sind, haben wir in den folgenden Anmerkungen bemerklich gemacht.
    Kiepert.
Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_069.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)