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ihres Soldes vertheilt, Hunderte von dienenden Sklaven und schließlich eine große Anzahl kleiner Dörfer in nächster Nähe mit Djūr-, Dinka- und Bongo- (Dōr-) Leuten, welche dem Ackerbau zur Erhaltung dieser Menschenmenge obliegen, bringen die Einwohnerschaft dieses Etablissements, welches einer kleinen Stadt gleicht, auf mindestens 2000 Seelen. 20–30 Minuten guten Marsches weit nach N., O. und W. und 10 Minuten weit gen Süden ist alles Terrain im Umkreise der Seriba mit Aeckern bedeckt. Vorzugsweise Sirch, aber auch viel Sesam, Erdnüsse und etwas Taback und Mais bilden den Gegenstand der Cultur. Umschlossen von dichten Buschwaldungen mit mittelgroßen Bäumen, welche selten über 40 Fuß Höhe erreichen, ist diese weite Ackerfläche stellenweise mit isolirten gewaltigen Baumformen (Khaya, Parkiusonia, Feigenbäumen etc.) geziert. Von der unverwüstlichen Regenerationsfähigkeit dieser üppigen Tropennatur zeugen die holzreichen Wälder und die immer noch ergiebige Ackerkrume, welche 3–4 Fuß dick auf dem Thoneisenstein lagert. 13 Jahre haben nicht ausgereicht, den Holzreichthum zu verringern. Das Brennmaterial für eine so große Menge Menschen wird immer noch aus nächster Umgebung geholt; und 13 Jahre hintereinander, ohne eine andere Düngung, als ausgeraufte Unkräuter darbieten, wurden diese Felder bestellt, die nie ein Brachlegen erfahren haben. Zahlreiche Teiche und Tümpel umgaben während der Regenzeit den Ort, an vielen Stellen bildet sich vorübergehend marschiger Boden, selbst auf den Feldern, während in größter Nähe meilenweite Steppenniederungen sich hinziehen, welche ebensogut Sümpfe genannt werden könnten. Demnach ist die Salubrität des Platzes eine weit erfreulichere, als in vielen Gegenden des aegyptischen Sudans. Fieber sind zwar sehr verbreitet, raffen indeß nur wenige der neuen Ankömmlinge[1] hin. Dem starken Eisengehalt des schlechten Trinkwassers aus den Pfützen und Gruben der trockenen Jahreszeit möchte ein nicht geringer Einfluß auf die Unschädlichkeit seines Genusses zuzuschreiben sein. Derselbe ist so bedeutend, daß der Thee eine tintenähnliche Schwärzung annimmt, so lange man sich nicht Regenwasser verschaffen kann, oder bei vorgerücktem Charif die Brunnen ein reineres Wasser liefern.

Das unmittelbare Gebiet des Ghattas zwischen den 6 Etablissements hat eine Ausdehnung von circa 12 deutschen Quadratmeilen, wovon mindestens 3 Quadratmeilen Ackerland sind, da eine jede der


  1. Allerdings haben nur wenige Weiße das Klima dieses Landes erprobt, allein die wenigen: Petherick, Kurschuk Ali, Vaysière, Antinori und Piaggia konnten sämmtlich unbeschadet dasselbe wieder verlassen.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_112.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)