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wie überhaupt aller dieser Abenteurer, bietet zweierlei Menschenklassen dar, die einen sind feige, scheinheilig, stets betend, aber um so hartherziger, die anderen offene, kühne Räuber. Die letzteren sind natürlich die besseren, da es ihnen selten an einem gewissen Anflug von Ritterlichkeit und Großmuth fehlt, welche sie dem Schwächeren gegenüber bezeugen[1]. Zu diesen gehörte auch der gehörnte Abderrachmān. Nach der ersten Stunde waren wir bei dem Dorfe des Magūab, welcher bereits dem Abu Gurūn zinsbar ist, und ½ Stunde weiter wurde der Chor Mōlmul überschritten, welcher gegenwärtig ein kleiner aber tiefer, ab und zu Brunnenlöcher enthaltender Graben ist, der sich von SSW. nach NNO. hinschlängelt in einer nicht weiten Depression, und während der Regenzeit bei 70 Fuß Breite nur schwimmend passirt werden kann. Alle Aussagen stimmen darin überein, daß der Mōlmul (d. h. der Steinige) vom Fluß komme und zum Fluß wieder gehe. Verschiedenen Angaben zufolge verbindet er sich mit den Gewässern der Meschera oder oberhalb derselben mit ihren Zuflüssen, während Hassenstein’s Karte keinen derartigen Chor angiebt, welchen Heuglin auf seiner Route zum Djūr passirt hat. Indeß wäre es nicht unmöglich, daß dieser Reisende das Bett desselben in der trockenen Zeit übersehen und im Charif dasselbe bei den vielen überschwemmten Niederungen nicht hatte unterscheiden können. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist dieser Mōlmul auch der nämliche Fluß, welchen Petherick auf seiner vorgeblichen Tour nach Mandu bei Nearhé gekreuzt haben will, und dessen Bett er eine Breite von 120 Yards zuschreibt. Wenn seine Leute von Dangā und Kurkur kamen, so liegt es auf der Hand, daß sie den Mōlmul passiren mußten, dessen Bedeutung an dieser Stelle sie übertrieben. Alle stimmen darin überein,[2] daß der Djūr erst weit jenseits der Manduberge überschritten wird. Zwischen Kilēbi und Mandu existirt kein Bach von irgend welcher Bedeutung, und der Chor von Kulōngo muß von der Hauptseriba des Ghattās aus bis zu jenem Punkte zweimal überschritten werden.

Hat man den Mōlmul passirt, so kommt man zu den Hütten des Majōb, von welchen gen Norden etwa 20 Minuten entfernt das von Antinori 1860–61 bewohnte Dorf Nguri des dieses Jahr verstorbenen Schech Elwāl gelegen ist. Wo Petherick’s Seriba Madunga stand, konnte mir Niemand angeben, selbst Abu Gurūn kannte den Namen nicht. Diese Leute vergessen Alles was sie gestern erlebt, und sorgen nur für den Augenblick.


  1. Dieselbe Beobachtung machte der an bösen Erfahrungen reiche Baker.
  2. Entsprechend den Aussagen Piaggia’s.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_126.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)