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mich auf’s Zuvorkommendste empfing. Auf Befehl des Generalgouverneurs mit ausführlichen Empfehlungsbriefen an alle einzelnen Seriben-Verwalter des Gebietes seitens ihrer Prinzipale in Chartūm versehen, war ich im Voraus der besten Aufnahme gewiß; allein ich überzeugte mich bald, daß es dieser durchaus nicht bedurfte, denn lange bevor ich unter meinem Stoße von Papieren den nöthigen Brief hervorgesucht, pflegten bereits alle Anordnungen zu meinem gastlichsten Empfange von den verschiedenen Verwaltern getroffen worden zu sein.

Je weiter man vom Djūr gen Westen vordringt, desto schneller vermehrt sich die Differenzirung des Terrains, während ein wachsendes Ansteigen desselben andeutet, daß man sich aus dem Becken des Gazellen-Flusses dem centralen Hochlande nähert. Auch bot sich, bevor ich den Wau überschritt, in N. u. NW. eine bedeutende Landeserhebung meinen Blicken dar[1]. Agāds Seriben aus zwei Pallisaden-Carrés, die dicht neben einander liegen und von verschiedenen Verwaltern commandirt werden, gebildet, nimmt die Mitte einer nach W. streichenden sanften Thalsenkung ein, deren Grund, zur Zeit meines Besuchs von einem Sumpfwiesenstreifen durchzogen, während der vollen Regenzeit von einem zum Wau strömenden Bache eingenommen wird. Zwanzig Minuten in SW. erhebt sich ein Steilabfall von über 100 Fuß rel. Höhe, welcher sich auf eine weite Strecke von O. nach W. hinzieht; an seinem NO.-Abhange liegt das Dorf des Akēdj. Gegenüber bildet ein etwas niedrigerer Höhenzug die Nordgrenze dieser etwa 1½ Stunden breiten Thalsenkung.

Diese Hügel boten eine erstaunliche Fülle und Vielartigkeit des Laubes. Chrysophyllum mit nußartigem Kern ihrer dickschaligen Früchte, 2 Anonychium (Prosopis), Rerē und Gēl genannt, mit Hülsen, welche im Geschmack täuschend an Johannisbrot erinnerten, Oncoba, deren Früchte zierliche runde Tabaksdosen liefern, die weit im arabischen Handel verbreitet sind, Cassia fistula mit 2 Fuß langen stabförmigen Hülsen, Strychnos mit eßbarem Fruchtbrei, zwei Arten des Carpodiums mit angenehm sauren an Granaten und Citronen erinnernden Kugelfrüchten, Cordyla mit einem grünen Honigbrei der Fruchthülle, schließlich die im ganzen Gebiet überall verbreiteten Sträucher des Sarcocephalus Russeggeri, deren prachtvoll purpurgefärbte Frucht einer Erdbeere von der Größe der Nuß sammt grüner Schale gleich sieht und einen angenehmen Apfelgeschmack besitzt, bilden allein diejenige Gruppe von Gewächsen, welche hier die wohlschmeckenderen Früchte liefern. Die gesammte Vegetation zeigte hier eine weit frühzeitigere Entwickelung,


  1. Das Quellgebiet des kleinen Wau.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_132.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)