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als in der Gegend zwischen Djūr und Tondj und namentlich prachtvolle Erdorchideen und seltsam gestaltete Kosarien, eine Hauptzierde der schattigen Waldgebüsche, waren bereits alle in voller Blüthe, während sie bei der Seriba Ghattās wohl einen Monat später auftauchten.

Westlich vom Djūr hört die Viehzucht der überhand nehmenden schädlichen Fliegen wegen plötzlich ganz auf, und selbst bei den Seriben gewahrt man nur einzelne Schafe und Ziegen. Dagegen kamen mir hier zum ersten Male, seit ich das Gebiet des Gazellenflusses betreten, wieder wilde Büffel zu Gesicht, welche östlich vom Flusse, soweit sich meine Excursionen ausdehnten, absolut zu fehlen scheinen. Gern hätte ich meine Tour noch weiter westwärts zum Kosanga und zu den Duēm genannten Seriben Sibērs, Bisellis etc. ausgedehnt, und leicht hätte ich es ausführen können, wäre ich nicht durch die starkanwachsenden Sammlungen und die Erschöpfung meiner Papiervorräthe zum Rückzuge genöthigt worden. Meine ursprünglichen Führer waren sämmtlich entwischt, aber die Gefälligkeit der Seribenverwalter ersetzten sie mir reichlich durch kostenfreie Stellung von Ersatzmännern. Vor allem aber mahnte mich die rasche Entwickelung der Vegetation, mein Standquartier wieder zu gewinnen, um in dieser wichtigen Jahreszeit daselbst meine botanische Thätigkeit, den Zweck der Reise, mehr concentriren zu können. So kehrte ich, nachdem ich alle Umgebungen von Wau-Agād genau in Augenschein genommen, zu Kurschuk Alis Seriba Djūr zurück, wo ich abermals drei Tage zu unausgesetzten Excursionen verwandte.

Eine Viertelstunde südlich von der Seriba, welche noch von dichten Waldungen eingehegt erscheint, die gerade nach allen Richtungen hin mit Hülfe des Feuers eben gerodet wurden, um neues Ackerland[1] zu gewinnen (die Ackerkrume von Humus hier nur 2 Fuß auf Sand- und Thonlagern), ersteigt man einen Steilabfall, welcher von O. nach W. streicht und die Wasserscheide zwischen Wau und Djūr bildet. Etwa 70 Fuß auf der Nordseite fällt er nach Süden zu in eine sanft geneigte Thalmulde ab, und der Thoneisenfels zeigt 1 Meile weit, so viel ich gesehen, auf dieser Seite eine eigenthümlich abgebrochene Stufe von 2–3 Fuß hohen anstehendem festen Gestein. Ein Fallen der Schichten war nicht bemerkbar. Nach einer weiteren Viertelstunde hat man diese dicht bewaldete Mulde, wo es von großen Antilopen, Hartebeests und Abu Muārifs wimmelt, die mir eine sehr glückliche Jagd gewährten,


  1. Mit ein Hauptgrund der geringen Stabilität der Wohnsitze dieses Landes ist in der Hinfälligkeit der Hütten und der unter Verhältnissen schnellen Erschöpfung des Bodens zu suchen. Ist man genöthigt neu aufzubauen, so wählt man lieber ein neues Terrain und jungfräulichen Boden.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_133.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)