Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 141.jpg

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waren, nicht geringe Ueberwindung, namentlich da die eingeborenen Führer mit erhobenen Lanzen sich ans Eindringen machten.

Als vor 14–15 Jahren die ersten fremden Eindringlinge in diese Gegend kamen, flüchteten, so sagt die Fama, Hunderte von Eingeborenen ihre Frauen, Kinder und alle Habseligkeiten in das unzugängliche Innere dieser an und für sich durch Gebüsch und Bäume gänzlich versteckten Höhle. In dieser Zufluchtsstätte sollen nun viele den Tod gefunden haben, und als böse Geister den Ort seit jener Zeit unsicher machen. Auf einer jener zahlreichen, mit rothen Diantheren gezierten nackten Felsflächen stehend, welche bald hier bald da von dichtem Buschwerk, Wiesen und Waldrändern begrenzt erscheinen, wird der Fremde nicht so leicht den Ort, wo die Grotte versteckt liegt, entdecken, wenn Einheimische ihn nicht zu der Stelle führen, wo man von weit überhangender Klippe aus (deren Rand aber so dicht von Strauchwerk und wucherndem Schlinggestrüpp bekleidet erscheint, daß man den Abgrund erst gewahr wird, wenn man hart an denselben tritt), in eine schauerliche, in tiefsten Schatten gehüllte Schlucht blicken kann, die sich etwa 80–100 Fuß in der Tiefe ausdehnt. Seitwärts durch die dornenreichen Dickichte dringend, gelangt man alsdann zwischen kolossalen Felsblöcken zum Eingange einer hoch und breit gewölbten Grotte, die für mindestens 2000 Personen Platz gewährt, und etwa dreimal tiefer als hoch erscheint. Von Feuchtigkeit triefende Felswände, die mit dichten Moospolstern bekleidet, in zierlichen Gruppen verschiedene Farrenkräuter (Adiantum und Polybotrya) hervorsprossen lassen, gewähren in diesen moosarmen Gegenden einen überraschenden Anblick. Ein undurchdringliches Flechtwerk von großen Bäumen, massigen Lianen und dichtestem Strauchwerk, das die Schlucht anfüllt, in welche die weite Oeffnung der Höhle mündet verwehrt den Sonnenstrahlen jeden Eintritt, und lässt kaum einige Flecken vom Himmelsblau durch das finstere Grün blicken. Diese Höhle, Gubbihī von den Bongo genannt, ursprünglich gewiß ein bei Hebung der Thoneisensteinschicht entstandener Hohlraum, wurde wohl durch einen nachträglich erfolgten Erdsturz bloßgelegt. Ihre nach Innen zu immer mehr zum Boden genäherte Decke läßt in der Tiefe einige Spalten frei, in welche ich einige Schritte weit hineinzukriechen versuchte. Allein ganz abgesehen von den Hunderten kleiner Fledermäuse, die mich umschwirrten, des infernalischen Ammoniak-Hauches, der aus diesen Tiefen entgegen strömte, nicht zu vergessen, wäre ein weiteres Vordringen absolut unmöglich gewesen wegen zu geringer Höhe der horizontal verbreiterten Spalte. Einige Schüsse, welche ich ins Innere sandte, gaben mir durch den Schall die Bestätigung, daß weiter im

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 141. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_141.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)