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Bevor wir die Erzählung von den Erlebnissen Walichanof’s in Kaschgar fortsetzen, gehen wir, um das speciell-topographische Element beisammen zu lassen, sogleich zur Betrachtung seiner Rückreise über.

Nachdem der Frühling im Februar zu Kaschgar begonnen hatte, glaubten Walichanof und seine Begleiter im März über den „Ssyrt“ zurückreisen zu können. Am 19. März (n. St.) 1859 sandten sie ihre Leute auf dem alten Wege zum Terekty-Passe voraus, erhielten aber bald die Nachricht, daß derselbe noch voll Schnee liege und nur der Weg über die chokandsche Feste Kurtka frei sei. So beschlossen denn die Kaufherren diesen Weg zu wählen und ritten am 23. März unter dem Geleit einer ungeheuren Volksmenge zu den Thoren Kaschgars hinaus. Die vorausgesandte Karawane stand zwischen den Dörfern Ustun-Artysch und dem Piket Islyk, und wiewohl die beschlossene Route dem Flusse Toin entlang auf den Wachtposten Tessyk-Tasch führte, so mußte doch, da der Ausgangspaß auf Islyk lautete, hier die Grenze überschritten und ein Umweg gemacht werden. Die Karawane übernachtete an diesem Tage 8 Werst vom Piket entfernt im Gebirge. Am folgenden Tage wandte sie sich nach Westen, indem sie einem breiten, trockenen Flußbett folgte, überstieg einen unbedeutenden Paß und gelangte so in das Thal des Toin. Die Tage waren sehr warm, die Natur im Erwachen, grünes Gras sproßte an begünstigten Stellen hervor, vom Schnee in den Schluchten war nur wenig noch übrig, am Abend hörte man das fröhliche Gezwitscher der Schwalben. Drei Tage lang ging es in nördlicher und nordwestlicher Richtung den Toin aufwärts, erst am 29. März wurde das Nachtlager an seiner Quelle am Abhange des Torgat-Passes aufgeschlagen. Das Thal des Toin ist breit, der Weg bequem, an seinen Ufern wachsen Pappeln und Hippophae rhamnoides, erstere wurden jedoch nur bis zum ersten Nachtlager bemerkt. Am Torgat war kein Baum und kein Strauch mehr zu sehen. Je höher man stieg, je mehr kam man wieder in winterliches Klima. Die oberen Theile des Flusses waren noch mit Eis belegt und in Hohlwegen lag der Schnee so tief, daß die Karawane sich mit der Schaufel den Weg bahnen mußte. Am 30. März überstieg sie den relativ nicht bedeutenden Torgat-Paß und befand sich auf dem Plateau des Tschatyr-Kul, wo wir ihren Schritten schon früher gefolgt sind. Torgat heißt also der dem Tasch-Rabat gegenüberliegende Südrand dieses See-Plateaus.

Vom Tschatyr-Kul aus überstiegen Baron v. d. Osten-Sacken und General Poltarazki im Sommer 1867 den Torgat und gingen den Toin abwärts. Sie machten ähnliche Wahrnehmungen wie Walichanof. Während das Seebecken vollständig alles Baumwuchses baar ist, begegnet

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_166.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)