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werden uns hoffentlich bald Nachrichten von permanenten Beobachtern zugehen, die über diese Frage Licht verbreiten.

Wir dürfen schließlich nicht unerwähnt lassen, da wir oben auf die in Petermann’s Mittheilungen (1869. Heft V) erschienene Karte Bezug nahmen, daß ebendieselbe vom Herrn Baron v. d. Osten-Sacken an die hiesige geographische Gesellschaft in etwas veränderter Gestalt übersandt wurde. Es begleitete dieselbe eine gedruckte Erklärung, nach welcher die Authentie der Details jener Karte in der Alexander-Kette (Kirgisnyn-Alatau), namentlich die der Höhenangaben in ein sehr zweifelhaftes Licht tritt. Dies muß im Gebrauch der Karte zur Vorsicht mahnen.

Zur rechten Zeit noch kommt uns eine fernere Bereicherung unserer Kenntnisse von Ost-Türkistān zu, der Bericht des Lieutenant Hayward über seine Reise nach Jarkand und Kaschgar[1]. Die höchst wichtigen und interessanten Mittheilungen desselben über seine Wanderungen und Entdeckungen in den Hochgebirgen zwischen Ladakh und Jarkand können wir leider hier nur kurz berühren. Man ersieht daraus, daß zwischen dem oberen Industhale und dem Hochlande von Ost-Türkistān ein eben solcher „Ssyrt“ sich ausbreitet, wie am Nordrande des letzteren zum Issyk-Kul hin, eine hochgespannte Wölbung unserer Erdrinde, durchschnitten von mehr oder weniger breiten Hochthälern theils longitudinaler, theils transversaler Richtung und dadurch in verschiedene Gebirgsketten zertheilt. Auch hier erreicht, wie in dem nördlichen Ssyrt, die südliche Kette die größte Höhe, aber wahrlich eine viel gewaltigere als dort das Kok-kija-Gebirge. Hayward fand in dem Südwalle, der Karakorum- und Mustag-Kette, Piks von 25–28,000 engl. Fuß Meereshöhe, ja eine Spitze östlich vom Mustag-Paß bestimmte er zu 28,278 Fuß! Den Nordwall, der unmittelbar zur Hochebene von Jarkand abfällt, nennt er speciell die Kuen-Luen-Kette. Von dem letzten Passe derselben, der noch eine Höhe von 16,612 Fuß hatte, bis Jarkand währte die Fahrt, wie es scheint, 6 oder 7 Tage und ging durch ein wohlangebautes, bevölkertes Land, über mehrere nicht unbedeutende Städte, so Kargalik, 36 engl. Meilen von Jarkand und Posgâm, 15 Meilen von Jarkand, ein bedeutender Platz, der mit Zurechnung seiner Vorstädte etwa 16,000 Häuser umschließt. Alle diese Orte aber stellt Jarkand selbst in den Schatten. Unser Berichterstatter giebt dieser Stadt etwa 40,000 Häuser und mindestens 120,000 Einwohner, was sicherlich, wenn die Häuserzahl zutrifft, nicht zu hoch gegriffen ist. Dieselbe besitzt ferner nach seiner Angabe 160 Moscheen, viele Schulen und 12 Karawanserais, die mit


  1. s. Slip of Meeting of the Royal Geogr. Society of 18th December 1869.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_176.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)