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bei Husum von Forchhammer, ganz neuerdings von mir bei Röm, Sylt, Föhr und Amrom festgestellt. Hieran schließen sich bei Wangeroog, Norderney und Borkum ähnliche Funde, die ihre Replik noch westlicher an den Küsten von Holland, Belgien, Nord-Frankreich (Bretagne) und Cornwall (Menschenschädel im untermeerischen Torf) finden.

Beachtenswerth für Vergangenheit wie Zukunft unseres Geschlechts ist eine hieran geknüpfte Betrachtung v. Dücker’s: „Es unterliegt keinem Zweifel, daß durch das nördliche Europa in der Linie von der Ostsee zum Pas de Calais eine südwestlich streichende Senkungsmulde geht, welche parallel ist mit dem nördlichen Erhebungssattel Scandinaviens und Schottlands. Aber auch der südliche correspondirende Erhebungssattel scheint sich schon bemerkbar zu machen, wenngleich dieser wegen Mangels der Berührung mit Meeresküsten schwerer beobachtet werden kann. Der Pariser Professor Quatrefages erzählte mir in Kopenhagen, daß er selbst beträchtliche Erhebungserscheinungen aus geschichtlicher Zeit an der Westküste Frankreich’s, an der Mündung der Charente, beobachtet habe. – Möchte nicht etwa die Stromschnelle des Rheins bei Bingen eine Andeutung geben, daß dort der Boden steigt? Würde nicht sonst der Rhein mit seinem unaufhörlichen, gewaltigen Kraftangriff durch Waschen, Reiben und Stoßen schon längst die Vertiefung hergestellt haben, welche jetzt der Strombaumeister Nobiling künstlich auszuführen bemüht ist?“

Ernst Friedel.




Die Ruinen von Trajanopolis.


Herr Albert Dumon, Mitglied der École français d’Athènes hat die Ruinen der Thracischen Trajanopolis, deren Lage bisher unbekannt, sich nur aus der Angabe der alten Itinerarien annähernd nachweisen ließ, entdeckt. Wie es in einem kurzen Referat in den „Annales des Voyages“ 1869. IV. 357 heißt, fand dieser Gelehrte 1½ Lieue von Dyme und unfern der Ruinen von Ainos in einer Sumpfniederung an der Mündung des Hebrus die weit zerstreuten Ruinen einer alten Stadt, welche um so unzweifelhafter auf den Namen Trajanopolis Anspruch machen darf, da ihre Lage mit den Angaben der Itinerarien übereinstimmt, und außerdem eine daselbst gefundene Inschrift den Namen der Stadt angiebt. Die öde sumpfige Gegend und das ungesunde Klima dieser Localität hatten bisher die Reisenden von der näheren Untersuchung der Mündung des Hebrus zurückgehalten, und ist wohl lediglich diesem Umstande es zuzuschreiben, wenn diese Ruinen früheren Forschern entgangen sind. Entdeckt wurden die Akropolis, die Stadtmauer, sowie zahlreiche Substructionen, Säulenfragmente, Piedestale und Inschriften; die Ruinen der Vorstädte bedecken einen Flächeninhalt von 2 □ Lieues und dehnen sich gegen den Hebrus und das Meer zu aus. Daß übrigens die Gegend im Alterthum nicht so ungesund wie gegenwärtig gewesen sein kann, dafür sprechen die Deich-, Canal- und Wasserleitungs-Anlagen, deren Ruinen auch bereits Paul Lucas gesehen, und welche auch gegenwärtig wieder die Aufmerksamkeit der französischen Reisenden auf sich gezogen haben. Die vom Kaiser

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_183.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)