Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 185.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Er ist ohne Zweifel ein gebildeter Mann und ein scharfer Beobachter, dabei vorurtheilsfreier als sein Vater in Betreff der Missionare und ihrer Thätigkeit; er ist mit den Landessprachen bekannt und hat sich durch seinen langen Aufenthalt auf diesen Inseln eine genaue Kenntniß von den Ansichten und der Lebensweise der Eingeborenen erworben. Das Werk, das er geschrieben, nimmt daher immer einen bedeutenden Rang unter den Quellen ein, aus denen wir unsere Kunde von den polynesischen Völkern schöpfen müssen, wenn ich es auch nicht, wie Seemann in der Vorrede, an Wichtigkeit denen von Ellis und Mariner an die Seite stellen möchte; wenn es nicht das leistet, was es unter anderen Verhältnissen hätte leisten können, so liegt das eben daran, daß bei der Abfassung augenscheinlich der Hauptzweck des Verfassers gewesen ist, seine politische Thätigkeit im richtigen Lichte darzustellen und zu rechtfertigen.

Auf eine Vorrede des bekannten Naturforschers Berth. Seemann, der darin entschieden Partei für den Verfasser nimmt, wie das schon in seinem schönen Werke: Mission to the Fiji Islands der Fall ist, folgen 18 Kapitel ohne weitere Abtheilung, die jedoch in drei bestimmt geschiedene Gruppen von verschiedener Wichtigkeit zerfallen. Die beiden ersten behandeln Tahiti und schildern die Besitznahme dieser Insel durch die Franzosen. Es ist dies eigentlich die erste englische Darstellung dieses Ereignisses, das bisher nur nach französischen Quellen beurtheilt werden konnte, und es macht einen guten Eindruck für beide Parteien, daß ihre Angaben selbst in Kleinigkeiten so genau übereinstimmen; man kann es danach nicht bezweifeln, daß es einzig die Schlauheit und der Bekehrungseifer der katholischen Priester und der Ehrgeiz und die Eifersucht der französischen Seeoffiziere gewesen ist, die durch geschickte Benutzung eines durch die Befangenheit und Intoleranz der protestantischen Missionare gebotenen Anlasses die Vernichtung der politischen Selbstständigkeit Tahiti’s und seine Verbindung mit Frankreich herbeigeführt hat, ein Wechsel, der bis jetzt wenigstens weder Tahiti noch Frankreich irgend einen Vortheil gebracht, in seinen Wirkungen auf die Eingeborenen aber den Geistlichen beider Religionsparteien eine Lehre gegeben hat, die sie wohl berücksichtigen sollten.

Die folgenden sieben Kapitel handeln von den Samoanern, und ich stehe nicht an, sie für den wichtigsten und interessantesten Theil des ganzen Werkes zu erklären. Eine systematisch geordnete Darstellung liebt der Verfasser augenscheinlich nicht; daher behandelt er zuerst im dritten Kapitel die Art der Kriegsführung, wozu ihm der Krieg die Veranlassung gab, der gerade bei seiner Ankunft 1848 auf der Insel Upolu unter den Eingeborenen ausgebrochen war, im folgenden die Berührungen zwischen den Samoanern und den Europäern. Das fünfte Kapitel enthält in einer etwas seltsamen Verbindung Bemerkungen über die Religion und Kochkunst der Einwohner, das sechste über ihre Sitten und Gebräuche (Kleidung, Hochzeiten, Begräbnisse u. s. w.), das siebente über ihre Spiele, welchem Abschnitte auch Nachrichten über die interessanten Vögel der Samoagruppe beigefügt sind; im achten schildert er die Arten des Fischfanges, während das neunte von den weißen Vagabonden handelt, die sich auf diesen Inseln wie überall im ganzen Ocean umhergetrieben haben und zum Theil noch umhertreiben. Diese Abschnitte enthalten eine Menge schätzenswerther und wichtiger Beobachtungen, welche unsere Kenntnisse von den Samoanern nicht unbedeutend

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_185.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)