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Lieutenant Roß hat seine Route, die er durchaus zu Kameel, in kleinen Tagereisen von etwa 12 bis höchstens 20 englischen Meilen und zwar in ihrem ersten Drittheil bis zum Dorfe Sami, den 8. bis zum 22. September der großen Hitze wegen nur bei Nacht zurücklegte, in einer durch 15 astronomische Breitenbeobachtungen fixirten Kartenskizze verzeichnet und mit seinem Reisebericht in der Zeitschrift der geographischen Gesellschaft von Bombay veröffentlicht[1], die bei uns so wenig verbreitet ist, daß eine auszügliche Wiedergabe des wichtigsten und Wiederholung des gesammten Inhalts seiner Karte (wiewohl auf 2/5 des Originals verkleinert) nicht überflüssig erschien.

Die ersten Tagereisen von der Telegraphen-Station Guadar aus nördlich und nordöstlich gingen durch völlig unbewohnte Wüste, bis durch einen niedrigen Sattel der zweiten Parallelkette, den Verfasser in seiner Karte mit dem Namen Talar bezeichnet (obwohl er ausdrücklich dies nicht als einen Eigennamen, sondern als balutschischen Ausdruck für jede felsige Höhe angiebt), ein breites, gleichlaufend mit den überschrittenen und mit den dahinter sich abhebenden Höhen in west-östl. Richtung sich erstreckendes Hochthal betreten wurde, als dessen einheimischer Name auch wieder nur das persische Wort Descht, d. i. Ebene,[2] gilt, wonach denn auch der dasselbe durchströmende Fluß, der wie gewöhnlich in diesen Ländern in verschiedenen Theilen seines Laufes je nach den berührten Ortschaften oder Thälern benannt wird, nur unter dem Namen Chori-Descht, also „Wasserlauf der Ebene“ bekannt ist; jetzt im Herbst zeigte er nur an tieferen Stellen einzelne Wasserpfützen, aber bei starken Regengüssen im Winter soll er gewaltige Ueberschwemmungen verursachen und oft so plötzlich anschwellen, daß den unmittelbaren Anwohnern kaum Zeit zur Rettung bleibt und fast immer viele ihren Tod in den Wellen finden. Der Wasserreichthum, welchen er über das Thal verbreitet, war aber auch jetzt in reichen[WS 1] Ernten von Weizen, Reis und Baumwolle sichtbar. Der Reisende durchschritt dieses Längsthal quer in wenigen Stunden, nur zwei kleinere Ortschaften: Kohek und Kuntadar (so im Text, in der Karte Kurdadar) berührend, und betrat dann, dem Durchbruch des Flusses durch eine dritte Höhenkette folgend, wieder eine höhere und durch einen höheren Bergzug nördlich begrenzte Thalstufe. Dieses bei einer von 12–20 englischen


  1. Lt E. C. Roß (assistant political agent at Khelat), Notes on Mekran, with a report of a visit to Kej and upper route from Gwadur to Kurrachee, in Sept. and Oct. 1865, in: Transactions of the Bombay Geograph. Society Vol. 18, (1868) p. 36 ff.
  2. Der Autor schreibt nach gewöhnlicher Manier Dusht, erklärt es aber ausdrücklich als plain bedeutend.
  1. Vorlage: reiehen
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_194.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)