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Meilen wechselnden Breite sich angeblich 250 Meilen in die Länge erstreckende Hauptthal, ebensowohl wie der Fluß, – derselbe, den wir schon als Choridescht kennen gelernt haben, – führt hier den Namen Kedj, den man bisher auf vage Angaben der Einheimischen hin als den einer einzelnen Ortschaft auf unsere Karten gesetzt hatte, während an Ort und Stelle dieser Ort Kedj sich in eine Gruppe benachbarter zum Theil ansehnlicher Niederlassungen (abâdî) auflöst, die sich um das unbedeutendere, aber wegen seines festen Schlosses, der Residenz des Naib (Statthalters) des Chans von Kelat, als Hauptort von Kedj angesehene Miri lagern, von denen z. B. Sami über 2000, Turbet über 1500, Kilai-Nan (oder Nôkalat) und Gaschtung gegen 1000 Einwohner zählen, so daß die etwa 10,000 betragende gesammte Seelenzahl von Kedj sich auf vielleicht 7–8 Stunden Länge vertheilt. Mit den Namen Pandjgur, Dizak u. a., die in Ermangelung europäischen Besuches gleichfalls auf einheimische Angaben hin in neuen Karten als Hauptorte Balutschistāns figuriren, soll es sich ähnlich verhalten.

Der mittlere, völlig ebene, daher durch zahlreiche Canäle (Kehrîze mit persischem Ausdruck genannt), bewässerte und höchst fruchtbare Thalstreifen längs des Flußbettes hat durchschnittlich nur die Breite einer Stunde (3 engl. Meilen), also ¼–1/6 der ganzen Thalbreite, während die längs des Bergfußes in Süd und Nord sich erstreckenden Thalseiten meist kahl und öde erscheinen, außer wo sie stellenweise, wie z. B. bei Sami, durch reiche aus dem Bergfuße hervorbrechende Quellen der Vegetation gewonnen werden. Der sehr fleißige und ergiebige Anbau umfaßt Weizen, Mais, Reis, Taback, Mangos, Citronen, Datteln; letztere von besonders vorzüglicher Qualität, werden, wie Getreide und Wolle, in solchem Ueberflusse erzeugt, daß die im ganzen Lande überall zerstreuten Hindukaufleute sie im Tauschhandel gegen europäische und indische Manufacturwaaren aufkaufen und ausführen.

Jenseit Sami, welches schon nicht mehr zu Kedj im engeren Sinne gerechnet wird, empfindet man in Folge der zunehmenden Höhe (zu deren Bestimmung leider keine genauen Beobachtungen vorliegen) die klimatische Veränderung, und bald darauf bei Hetok verschwindet die seßhafte Bevölkerung und damit der Anbau des Thales. Bis zur Grenze von Kolwa kam der Reisende mehrere Tagereisen weit nur an Nomadenzelten vorbei, machte dann nach Uebersteigung der nördlichen, und wie es schien in dieser Richtung zunächst letzten Parallelkette, den Versuch weiter nördlich nach Pandjgûr vorzudringen, mußte denselben aber wegen der in Folge innerer Fehden hier herrschenden Unsicherheit aufgeben und die östliche Fortsetzung seines

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_195.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)