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Bergmännisches vom Tatin.
Briefliche Mittheilung des Bergingenieurs Adolph Hübner an die Redaction.


Ansiedlung am Tatin, den 14. August 1869.

Der Hammer ruht nun endlich in der Tasche, nachdem er so manchen unschuldigen Quarzblock zerpocht hat, der „Steinesschatz der theure“ ist wohl verpackt und etiketirt in der Kiste, die Wunden, die Hände und Gesicht von den neidischen Dornen erhielten, fangen an zu heilen, und getrost darf die Feder walten. Den Tatin und zwar seine Goldfelder soll sie schildern! Endlich etwas aus Süd-Afrika! so höre ich Manchen ausrufen, der eingedenk des alten Ausspruchs des Plinius: „semper aliquid novi Africam adferre“ etwas ganz besonders Interessantes von mir erwartet. Ja Neues kann ich allerdings berichten, aber leider nichts Gutes; daß ich’s kurz mache: mit den Goldfeldern sieht es recht bös aus. Quarz ist hier in Menge und auch etwas Goldquarz ist darunter, aber in diesem wieder das Gold nur in solchen Quantitäten, daß es nur ein erfahrener Golddigger entdecken kann. Gestatten Sie mir, Ihnen die Haufen Quarzstücke, die auf den Halden der bis jetzt betriebenen 4–5 Schächte liegen, vor Ihr geistiges Auge zu führen, zehn faustgroße Stücke herauszunehmen und Ihnen erst im zehnten in einer obscuren Ecke einige Pünktchen Goldes zu zeigen, so werden Sie einen Begriff davon bekommen, was man bei uns im Erzgebirge „Pochgänge“ nennt, bekanntlich jene armen Erze, die erst nach gründlichem Malträtiren im Pochwerk und gehörigem Waschen das edle Gut, was in ihrem Tiefinnersten verborgen schlummert, fahren lassen. Ja, wenn wir nur erst unser Pochwerk fertig haben, dann werden wir sehen, was der Durchschnittsgehalt ist, jetzt kann man es dem Quarz noch nicht ansehen, so trösten sich die Digger; das ist allerdings wahr, aber die zwei Nullen hinter dem Dezimalstrich werden sie doch nicht wegpochen können. Doch gehe ich auf die Lage der Dinge näher ein.

Die Wissenschaft findet auch allhier ihre Bestätigung, indem, wie es an so vielen Punkten der Erde schon beobachtet wurde, Talk- und Chloridschiefer die Träger des Goldes sind: auf der Route von Durban bis hierher, wo ich nirgends Spuren von Gold fand, beobachtete ich sie an keiner Lokalität; hier treten sie zuerst auf, wenn man von der Küste herkommt, und mit ihnen erscheinen auch die goldführenden Quarzgänge. Leider kann ich nur wenig über die Ausdehnung der Schiefer sagen; so weit ich ihr Gebiet kenne, ist es hier am Tatin eingeengt durch Sandsteine nach Nordost, durch eisenglanzhaltigen Thonschiefer nach Ost und Gneiß nach Süd; in diesem letzteren bildet der Chloridschiefer untergeordnete Einlagerungen, die man am zwei

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_198.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)