Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 201.jpg

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bekannt, kann ich nicht näher auf die Umstände eingehen, die gerade jene goldgrabende Nation zu ihrem Geschäft aufforderten, es liegt mir nur daran zu beweisen, daß es keine Weißen waren, die hier gruben. Einmal würde die Geschichte oder würden wenigstens Traditionen von einem nicht unbedeutenden Bergbau sprechen, der außerdem noch vielfach durch die Ueberlieferung vergrößert worden sein würde, dann aber müßte man doch noch Spuren von civilisirten Ansiedlern finden, die, aus den Dimensionen der alten Schürfe zu schließen, Jahre hindurch hier gehaust haben müßten. Nichts von alledem, weder finden sich Ruinen in hiesiger Gegend, noch Instrumente oder überhaupt Objecte europäischer Cultur in den Bauen. Ganz in der Nähe der alten „Pits“ oberhalb am Tatin finden sich Gräber, die aber entschieden Eingebornen zukommen, was man aus der Unregelmäßigkeit der sie bezeichnenden formlosen, keine Spur von Bearbeitung verrathenden Gesteinesstücke schließen kann; ruhten unter diesen Steinen, von denen je einer einer ein Grab zu bezeichnen scheint, weiße Mineure, so würde dies wenigstens ein einfaches Kreuz anzeigen. Man hat viel von einem Goldschmelzofen gefabelt, vielleicht um ein weiteres verführerisches Argument für die Aussichten des hiesigen Goldbergbaues zu gewinnen; ich habe aber den Berg, wo er sein sollte, untersucht und gefunden, daß sich dort Reste einiger kleinen Eisenschmelzöfen vorfinden, wie deren sich die Kaffern noch jetzt bedienen. Die Schlacken, die dort herumliegen, sind unverkennbare Eisenschlacken, und der Ofen hat einzig und allein zum Eisenschmelzen gedient. Um arme Golderze zu verschmelzen, dazu müßten die Eingebornen Bleierze (oder Kupfererze, was jedoch höchst unwahrscheinlich) gehabt haben, um somit das Gold in Blei anzusammeln, die Schlacken müßten dies sofort ausweisen, nicht allein durch ihr Ansehen an und für sich, sondern durch beigemengte Theilchen Bleistein. Ich habe die Ofenruinen aufgenommen, und hoffe über sie andern Orts speciell zu berichten[WS 1]. Sie befinden sich auf dem langgestreckten Bergrücken innerhalb einer ringförmigen Mauer von 1 bis 1,7 Meter Höhe und 1 Meter Dicke, welche eine unregelmäßige Kreisfläche von 56 Meter Durchmesser umschließt, sie liegt etwa 10 Fuß tiefer als eine ganz ähnliche benachbarte Ringmauer, die eine Kreisfläche von nur 30 Meter Durchmesser eingrenzt. Beide sind aus regelmäßig gespaltenen Bruchsteinen desselben eisenglanzhaltigen Thonschiefers aufgeführt, der den Berg bildet und der sich leicht in plattenähnlichen Stücken gewinnen läßt. Der Berg beherrscht die ganze Landschaft, wenigstens kann man von ihm dieselbe überschauen, so daß die Mauern nur einem fortificatorischen Zwecke gedient haben können. Sie fallen durch die Regelmäßigkeit der Bruchsteine auf, die allerdings, ohne


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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_201.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)