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durch ein Bindemittel verbunden zu sein, lose auf einander liegen und nicht einmal durch Zwicksteine dichter gemacht sind, sie sprechen aber entschieden für Wilde als ihre Erbauer, weil anderweitige Culturreste, die weiße Ansiedler zurückgelassen haben müßten, nirgendswo zu finden sind; allerdings standen die Wilden, die sie aufführten, auf einer höheren Stufe, als die jetzt umwohnenden Eingebornen. Wenn es also ausschließlich Schwarze waren, die hier Gold gruben, so darf man zweierlei vermuthen, einmal, daß sie selbst arme Erze für abbauwürdig finden konnten, und dann, daß sie im weitesten Umkreis die Gegend sorgfältig untersuchten, reiche Golderze natürlich sofort abbauend. Fremde, namentlich Weiße, würden doch gewiß darauf angewiesen gewesen sein, möglichst schnell sich Geld zu erwerben, um so eine ungewohnte, dabei nicht ungefährliche Lebensweise bald wieder verlassen zu können, sie würden in der Lage gewesen sein, nur reiche Erze dem Felsen zu entreißen; ganz anders aber verhielt es sich mit den Eingebornen. Diese lebten da wo die Golderze vorkamen, sie konnten dieselben ganz nebenbei gewinnen, da sie nicht einzig und allein auf den Ertrag ihrer Goldminen angewiesen waren. Dabei hatte aber doch das Gold einen großen Werth, einen größeren als es jetzt haben würde, wo das Land von reisenden Händlern schwärmt, denn es setzte sie in den Stand, die seltenen Artikel europäischer Manufactur einzutauschen, gleichviel, ob sie dieselben nun direct oder erst aus zweiter, dritter Hand von den Portugiesen erhielten. Sehr natürlich suchten sie sich die reichsten unter den armen „Reefs“ aus, so daß die Digger bezüglich aller unverritzter Quarzgänge es nur mit dem zu thun haben, was die „Alten“ übrig ließen, mithin nur die allerärmsten Erze vor sich haben. – Ich sah eine jener Granitkugeln von 1½ Decimeter Durchmesser, deren man bereits mehrere in den Bauen gefunden hat, und die wahrscheinlich zum Zermalmen des Goldquarzes gedient haben, wie es noch jetzt die hiesigen Eingebornen verstehen, denselben so fein wie Mehl damit zu zerreiben; es ist dies auffallend, insofern als dies auf eine nasse Aufbereitung (Concentration der Erze durch Waschen) hinweisend gedeutet werden kann. Von Quecksilber hatten sie keine Ahnung, wohl aber wußten sie vielleicht die goldhaltige Trübe durch Laufenlassen über präparirte Felle, wenn auch unter großen Verlusten, zu concentriren. Spuren, die darauf hindeuten, hat man bis jetzt noch nicht gefunden. Eine andere Deutung jener Kugeln wäre die, daß die Portugiesen nur Goldstaub als Tauschartikel annahmen, da sie dessen Werth leichter beurtheilen konnten; mochte ihre Probirmethode noch so roh sein, sie mußte ihnen viel genauere Resultate geben, wenn sie eine Durchschnittsprobe

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_202.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)