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2) Ein zweites Project, welches bereits in der Ausführung begriffen, betrifft die Verlängerung des französischen Meridianbogens von Formentera nach Süden durch Algerien bis zur Wüste Sahara.

Die Commission für die neue Karte von Spanien hatte durch ihren Bevollmächtigten für die europäische Gradmessung, den rühmlichst bekannten Geodäten Colonel Ibañez, eine Neumessung des südlichen Theils der französischen Gradmessung, von den Pyrenäen bis Formentera angeordnet, weil die Festlegungen der Dreieckspunkte fast alle verloren gegangen waren. Den sorgfältigen Untersuchungen des Colonel Ibañez ist es indessen gelungen, den südlichen Endpunkt der französischen Gradmessung in einem Bauernhause auf Formentera wieder aufzufinden. Das Haus ist jetzt in den Besitz des Staates übergegangen, und der Endpunkt durch eine stattliche Pyramide von behauenen Steinen bezeichnet.

Nach dem ursprünglichen Plan der spanischen Commission sollte die Küstenkette nicht bloß bis Formentera, sondern längs der ganzen Küste der Halbinsel nach Süden fortgeführt werden. Als daher die Absicht der französischen Regierung bekannt wurde, eine Triangulation von Algerien ausführen zu lassen, entwickelte sich daraus das Project, diese Arbeiten zugleich für Gradmessungszwecke nutzbar zu machen, und den französischen Meridianbogen durch Algerien bis zur Wüste zu verlängern. Nach gegenseitiger Uebereinkunft hat die französische Regierung die Gradmessungsarbeiten in Algerien bis zur Meerenge von Gibraltar, die spanische die Verbindung von da bis Formentera übernommen. Durch diese Verlängerung werden dem französisch-englischen Meridianbogen noch etwa 7 Breitengrade hinzugefügt, so daß er von den Shetlands-Inseln bis an die Sahara 28 Breitengrade zählen wird.

3) Das dritte Project bezweckt, von Sicilien aus eine Dreieckskette nach der africanischen Küste hinüber zu führen, und durch das Tunesische Gebiet mit der französischen Triangulation in Algerien in Verbindung zu bringen.

Durch diese Verbindung wird der Theil des Mittelländischen Meeres zwischen Gibraltar und Sicilien von einer zusammenhängenden Gradmessungs-Operation dergestalt umschlossen, daß sich die Krümmungs-Verhältnisse dieser ansehnlichen Meeresfläche vollständig bestimmen lassen. Herr Generallieutenant Ricci, der Vorsitzende der italienischen Gradmessungs Commission hatte schon 1867 in der zweiten allgemeinen Conferenz der Bevollmächtigten für die europäische Gradmessung einen Vortrag über die Möglichkeit eines solchen trigonometrischen Ueberganges nach Africa gehalten, und nachgewiesen, wie die Insel Pantelaria eine solche Operation begünstige. Damals

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_243.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)