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von mit Bast oder Baumwolle zusammengeflochtenen Thierzähnen oder buntem Samen von Früchten oder in von Bast oder Baumwolle geflochtenen Bändern, die sie mit Urucu, einer Frucht, roth färben, und um Beine, Arme und Hals binden. Schönen Federschmuck habe ich bei ihnen nicht gesehen, obgleich Papageien und Arras zahlreich in ihren Wäldern vorkommen.

Ihre Kunstfertigkeiten bestehen im Flechten von ziemlich rohen Matten und Hüten; Hängematten, wie sie andere Indianerstämme haben, sah ich bei ihnen nicht; sie pflegen auf bloßer Erde oder auf einer Bastmatte, einen Holzklotz unter dem Kopf, zu schlafen.

Die meisten Männer haben sich aber mit der Zeit doch Angelhaken, Messer und einige selbst Flinten angeschafft, so daß sie mehr und mehr ihre Holzwaffen vernachlässigen und zu gebrauchen verlernen.

Ackerbau treiben sie nicht, wenn man nicht das Pflanzen von Bananen und Bataten oder das in den Bodenstecken von Stücken Zuckerrohr und Mandioca, was dann ohne weitere Pflege reift, Ackerbau nennen will. Selbst Orangen hatten sie sich nicht gezogen – es dauert immer 6–8 Jahre, bis diese Früchte tragen.

Von Hausthieren hielten sie sich zahlreiche Hühner, einige magere Hunde zur Jagd, und der Capitaõ sogar ein Pferd, für das er auch etwas Mais gepflanzt hatte; aber keine Kühe, Schafe und Schweine.

Religiöse Begriffe und eine Art Cultus haben sie kaum, obgleich viele von ihnen, namentlich die Jüngeren, durch einen Geistlichen, der von Sta. Anna jährlich einmal zu ihnen kommt, getauft sind. Ob sie an einen großen Geist und an ein glückliches Fortleben nach dem Tode – wie die nordamerikanischen Wilden – glauben, habe ich nicht herausbringen können; sie haben zwar einen Namen für Gott: Kapecoá – und Himmel: Ciotí – ob das aber nur von dem Geistlichen mechanisch angenommene Begriffe sind, oder ob sie ursprünglich ihrer Sprache und Gedankenwelt angehören und was sie sich dabei denken, weiß ich nicht.

Bis zu bösen Waldgeistern oder Jagdstörern haben sie es aber schon gebracht; sie heißen Hempiampiam; sie opfern ihnen aber weiter nicht, da sie ja trotz ihrer nie Noth zu leiden brauchen.

Zauberer und Heilkünstler habe ich auch nicht bei ihnen gesehen, und war erstaunt, eine so vollkommene Unkenntniß selbst der einfachsten medizinischen Kenntnisse bei ihnen zu finden; in ihren Wäldern und auf dem Campo wachsen eine Menge medizinischer Pflanzen, wie Sennesblätter, Ipecacuanha, Sassaparille, Copahiba- und peruanischer Balsambaum etc., die von den Brasilianern gut gekannt und auch benutzt werden, aber die Cayapos kennen und benutzen sie

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_249.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)