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Die folgenden Tage blieben aber empfindlich kühl; noch am zehnten hinderte ein eiskalter Regen stundenlang am Beobachten und Aufzeichnen, und sowohl am 12. April in Ammân, als noch am 23ten in Remte wechselten Temperaturen von +2½°R. früh um 6 Uhr mit mittäglichen von +25 bis 26°; das Maximum von +29° R. im Schatten hatten wir wieder im Ghor am 30. April (während die Quelle, an der wir diesmal, wie an dem kalten 7. April gelagert hatten, ihre Temperatur von +18¼°R. unverändert zeigte, und dieselbe Gluthhitze dauert jetzt hier in Jerusalem schon seit einer Woche bei herrschendem Ostwind und droht, wenn nicht Westwind eintritt, alles weitere Reisen in diesem Lande unmöglich zu machen. Wenigstens haben die spät aber unerwartet reichlich eingefallenen Regen hier in Jerusalem die halbleeren Cisternen, auf deren Wasservorrath nur die Möglichkeit der Existenz bis zum November beruht, vollständig gefüllt; dagegen hatte Tiberias, das wir als äußersten nördlichen Punkt am 21. April berührten, seit Januar noch keinen Tropfen Regen erhalten. Für ein nicht allzu reichliches Gedeihen, vielleicht für vollständige Vertilgung der fast durchweg bei unserer Durchreise üppig stehenden Saaten werden übrigens die Heuschrecken sorgen, deren junge Brut wir in den letzten Tagen im Ghor in Zahlen, die weit über die Millionen hinausgehen müssen, herumhüpfen sahen. – An Käfern und Schnecken, deren Sammeln von einigen Mitgliedern der geogr. Gesellschaft speciell als wünschenswerth bezeichnet worden war, hat sich ein größerer Reichthum an Individuen als an Arten ergeben, was allerdings das Sammeln sehr vereinfacht hat, ebenso wie die außerordentliche Gleichförmigkeit der geologischen Beschaffenheit dasjenige von Fundstücken. – Zur Berechnung der Höhen von etwas über 200 Punkten barometrischer Beobachtung erwarte ich von dem englischen Arzte Dr. Chaplin hier, der seit Jahren regelmäßig beobachten läßt und in wenigen Tagen von einer Reise zurückerwartet wird, die correspondirenden Beobachtungen zu erhalten.




Briefe des Herrn Dr. Nachtigal
an Herrn Dr. A. Bastian.
I.
Murzuck, am 22. Januar 1867.

.... Was meine Ansichten über die Unterstützung betrifft, so würde die Realisation des Vorschlages des Herrn Dr. Petermann, eine Compagnie oder eine halbe Compagnie freiwilliger Soldaten zur Sicherung des Weges zu senden, den erfolgreichen Ausgang einer Expedition in Inner-Afrika vielleicht garantiren, insoweit nicht Krankheit und Tod in den centralafrikanischen Malaria-Gegenden die Berechnung zu Schanden machen würde. Während eine solche Translocirung aus dem heimischen Klima nach den Ufer des Tsad-Sees und des Schari nicht ohne ernstliches Bedenken sein würde, so wäre der Vorschlag für die Erforschung des östlichen Theils der Wüste, für Wadjanga, Ennedi, Borgu, Tibesti, wo eine relativ spärliche Bevölkerung in äußerst gesunden Gegenden lebt,

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_265.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)