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von ausgezeichnetem praktischen Nutzen. Doch dafür würde der patriotische Grund fehlen.

Wie dem auch sei, ich kann es kaum für gerathen halten, in der vagen Hoffnung auf die Ausführung des Petermannschen Vorschlages meinen Aufenthalt zu Murzuk, der einschließlich der vier Tibesti-Monate fast ein Jahr gedauert hat, unbestimmt zu verlängern. Der Salzsumpf, auf dem Murzuk erbaut ist, mit seinen Fiebern, die nicht einmal durch die niedrige Wintertemperatur ertödtet werden, widerrieth es mir allein schon. Außerdem sind die Sicherheits-Verhältnisse der Bornustraße etwas besser geworden. Die Tibbu Kauars kehren in ihr mehrfach von den Uelad Slimān und Tibbu Gora͑an und Dāza verwüstetes Land zurück, und wenn man den Berichten, welche der Scheikh Omar vor einigen Wochen durch einen speciellen Courier hierhersandte, Glauben schenken darf, so ist die Straße in einem befriedigenden Zustande von Sicherheit. Diese Versicherung würde natürlich nicht genügen, um darauf hin sich auf den Weg zu begeben. Doch verspricht ein Umstand, die bevorstehende Karawane, die ursprünglich nicht stark genug zu werden schien, um einigermaßen Sicherheit zu garantiren, zahlreicher zu machen. Es trifft sich nämlich, daß der Sultan der Türkei, der im verflossenen Jahre vom Scheikh Omar verschiedene wilde Thiere zum Geschenk erhielt, ebenfalls Jemand zur Erwiederung dieser Höflichkeit nach Bornu schickt Schon hat der General-Gouverneur von Tripoli den Befehl ergehen lassen, keinerlei Bornu-Karawanen bis zur Ankunft dieses Abgesandten abgehen zu lassen, und wir können auf diese Weise hoffen, eine Stärke von 50 bis 60 Flinten zu gewinnen, mit der man stets die Reise wagt. Die Zeit der großen Bornu-Karawanen, die zuweilen Tausende von Mitgliedern zählten, ist leider vorüber. Mit der Bedeutung von Murzuk als Handels-Centrum nimmt der Verkehr der Bornustraße[WS 1] in geradem Verhältnisse ab.

Ich hatte dem entsprechend, vor dem. Empfange Ihres gütigen Briefes und des Schreibens von Herrn Dr. Petermann, an die Königliche Regierung geschrieben und meine Abreise mit der Karawane des türkischen Abgesandten in Aussicht gestellt. Derselbe ist noch nicht eingetroffen, und läßt sich folglich die Stärke der Karawane noch nicht mit Bestimmtheit bemessen; doch steht zu hoffen, daß nach aller menschlichen Berechnung meine sichere Ueberkunft nach Bornu durch sie gewährleistet wird. Ich werde dabei den Rathschlägen meiner ausgezeichneten Freunde hierselbst, der bekannten Familie Ben Alua, die schon Beurmann und Rohlfs mit Rath und That zur Seite standen und die eine reiche Erfahrung mit seltener Intelligenz und noch seltenerer Uneigennützigkeit paaren, Gehör schenken. Dieselben würden mich auch ohne vollständige Sicherheit nicht ziehen lassen.

Was etwaige Gerüchte über den Reichthum der königlichen Geschenke betrifft, so habe ich Grund zu glauben, daß dieselben in keinem beunruhigenden Maßstabe verbreitet sind. Meine in den Augen der Tibbu armselige Expedition nach Tibesti hat dies zum Theil verhindert, und zum Theil hat die Ermordung und Beraubung Fräulein Tinné’s die Aufmerksamkeit der Tuareg und Tibbu von mir abgelenkt.

Außerdem ist die Sicherheit in Fezān selbst eine zweifelhafte geworden. Die hiesige Local-Regierung ist von so jämmerlicher Schwäche, daß alle heilsame


  1. Vorlage: Bornustrase
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_266.jpg&oldid=- (Version vom 29.8.2018)