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Furcht bei Tibbu und Tuareg verschwunden ist, und daß sogar der bekannte Tuareg-Chef Ischenukhen in Unterhandlungen mit der Uelad Slimān treten konnte, über ein allgemeines Envahissement Fezāns. So kann derselbe also ungestraft zur Ermordung Fräulein Tinné’s, der er nicht fremd gewesen zu sein scheint (sein eigener Neffe war der Anführer der Tuareg, welche die unglückliche Dame begleiteten), die Drohung hinzufügen, ganz Fezān zu überfallen.

Während Diebstahl früher unerhört in Fezān war, so habe ich jetzt sogar die Kameele zur größeren Sicherheit nach der Stadt kommen lassen müssen, was nicht unbeträchtliche Kosten verursacht. Während ich von Tripoli hierher furchtlos ohne alle Begleitung kam, würde ich jetzt den Weg nicht ohne ernstliche Vorsichtsmaßregeln zurücklegen können, so machtlos ist die Regierung nach außen und nach innen, so sehr im Zerfall begriffen....


II.
Murzuk (ohne Datum).

.... Zu meinem Bedauern kann ich Ihnen den Tag meiner Abreise noch nicht melden. Eingetroffenen Instructionen zufolge hat der türkische Abgesandte, Bu Aïssa, welcher als geborener Fezāner die Verhältnisse des Landes genau kennt und der früher schon (vor drei Jahren) die Steuer-Veranlagung gemacht hatte, von Neuem die Auflagen repartirt. Diese Arbeit hat durch eine wesentliche Aenderung des Systems mehr Zeit erfordert, als früher, ist aber jetzt fast beendigt. Während früher nämlich, d. h. unter den letzten Sultanen Fezāns, unter dem Mukni, Feldherrn Yussef Bascha’s von Tripoli, unter Abd-el-Džlī und dann unter den ersten türkischen Verwaltern der Provinz die Einkünfte aus einer Art Vermögenssteuer resultirten, hat man seit einer Reihe von Jahren einzig und allein die Dattelpalmen belastet, und sucht jetzt ein gemischtes System beider Moden einzuführen. Erlauben Sie mir, einige erläuternde Worte beizufügen.

Von jeher war die Bevölkerung Fezāns der Besteuerung der Dattelbäume feindlich gesinnt. Der bekannte Mukni, den ich so eben angeführt habe, und zu dessen Zeit Lyon und Ritchie Fezān besuchten, mußte viel Geld nach Tripoli an Yussef Bascha schicken, wenn er ungestraft Land und Leute aussaugen wollte, und verfiel zuerst auf die Besteuerung der Dattelpalmen. Doch nach kurzen, mißlungenen Versuchen mußte er der Idee entsagen und sich mit der althergebrachten Vermögenssteuer begnügen, deren Repartition durch eine Abschätzung, welche die Municipien selbst vornahmen, geschah. Auch Hassan Bascha, der bekannteste der bisherigen türkischen Gouverneure, der zur Zeit Barth’s hier regierte, erlitt in seinen Versuchen, die Dattelbäume besonders zu besteuern, dieselbe Schlappe. Es blieb unter ihm bei den vier Steuerklassen, in welche die Autoritäten der einzelnen Lokalitäten mit den ihnen zur Seite stehenden Rathsversammlungen die Individuen einschätzten. Erst seit einer kurzen Reihe von Jahren verfiel man auf die monströse Idee, von jeder anderen Steuer abzusehen und einzig und allein die Dattelpalmen zu belasten. Die Ungerechtigkeit dieser Maßregel liegt auf der Hand. Die reichsten Einwohner, d. h. die Kaufleute, welche vom Sudan und Bornu über Fezān nach Tripoli, Egypten, Tunis lucrativen

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_267.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)