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geschriebenen Namen in ein einheitliches System ist überhaupt eine der schwächsten Seiten der ganzen Arbeit. Wenn auf österreichischem Gebiete, innerhalb dessen die verschiedenen von Herrn v. Scheda herausgegebenen Karten sich durch eine anerkennungswürdige Correctheit der Schreibweise auszeichnen, die strikte Befolgung der in den verschiedenen Kronländern officiell angenommenen Orthographien genügte, so war die Aufgabe jenseit der Grenze in der bunten Mischung von slawischen, rumänischen, albanesischen, griechischen, türkischen Nomenclaturen eine unendlich schwierigere und ohne einige, wenn auch nur elementare Kenntniß der genannten Sprachen (wie sie dem Herausgeber offenbar nicht zu Gebote steht) geradezu hoffnungslose. So ist es ihm denn nicht geglückt, in dem ganzen benutzten Material die Schreibart auf die von ihm mit Rücksicht auf die vorherrschende Masse slawischer Bevölkerung angenommene neuere südslawische (zunächst kroatische und tschechische) Orthographie zurückzuführen; während er demzufolge auch in türkischen und albanesischen Namen s und z für den scharfen und weichen Zischlaut, š und ž für den gequetschten (sch und franz. j), c für deutsches z oder tz, č für tsch beibehält, hat er sich durch v. Hahn’s Transcriptionsweise für den ganzen Umfang von dessen Karte verleiten lassen, z für den deutschen Laut, also sein c, c dagegen (durch Mißverständniß von Hahn’s unpassender Schreibweise mit ç) für den weichen Laut, sein z anzuwenden, hat er ebenso aus meiner Karte Kleinasiens, aus Blau’s Routier in Bosnien die der deutschen Aussprache entsprechenden, der slawischen direkt widersprechenden Umschreibungen beibehalten; ja in Griechenland hat er für die beiden grundverschiedenen Laute z (weiches s) und ts (=tz) in Widerspruch mit seinem System einfaches z gleichmäßig durchgeführt. Größer wird nun noch die Verwirrung für einen sehr bedeutenden Theil der Karte durch die Benutzung der in russischer Schrift abgefaßten Original-Materialien, in deren – mitunter durch Undeutlichkeit des Stiches etwas schwierigen – Entzifferung derjenige, welcher die Namen für Herrn v. Scheda’s Karte umschrieben hat, theils wegen der Aehnlichkeit mancher russischer Buchstaben mit einander, theils aus Unkenntniß mancher wirklich darzustellenden Laute und der Transcriptionsart, welche die Russen zu deren Bezeichnung anzuwenden pflegen, kein sonderliches Glück gehabt hat. In der Umschreibung so häufig wiederkehrender türkischer Worte, wie kjučjuk, bjujuk für kütschük, böjük (d. i klein, groß), wie geok für gjök (blau), wie gadži, gisar, magale für Hadschi (Pilger, in der Bedeutung wie unser Sankt), Hissar (Schloß), Mahalle (Dorftheil), behält er die russischen Buchstaben nach ihrem ihm bekannten Laute einfach bei, weil er nicht weiß, daß die Russen sich dieser Bezeichnungen zum Ausdruck der ihnen fehlenden Umlaute ö, ü und des h zu bedienen pflegen; wenn er aber regelmäßig edi, eni, statt jedi (sieben), jeni (neu), dagegen jeski statt eski (alt) schreibt, so hat er die ähnlichen russischen Zeichen für e und je nicht unterscheiden können; während das Russische den Laut r bekanntlich durch die Form unseres p bezeichnet, hat er umgekehrt in Worten, die in der russischen Karte deutlich mit п, d. i. p, geschrieben sind, dafür r gelesen, und demgemäß das türkische tepe (Hügel, Gipfel) in tere entstellt (Kara-Tere bei Midia am schwarzen Meere Sect. VII, Mal-Tere am Bosporus Sect. X u. a.): noch ärger ist fast die Verwechselung des

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_280.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)