Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 282.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schon nach dem Terrain des innerhalb der Sect. VIII fallenden beträchtlichen Stückes von Unter-Italien wird jeder Kenner der hier dargestellten Naturformen dieses Urtheil bestätigen. Da ist das allerdings 2000 Fuß hohe aber auf seinem Rücken flache Plateau um die Quellen des Ofanto zu einem wilden Hochgebirge ausgearbeitet, welches den um einen Grad südlicher gelegenen 7000 Fuß hohen Monte Pollino in Schatten stellt. Da ist der selbst vom Adriatischen Meere her vereinzelt sichtbare, die ganze Umgegend überragende Vulkankegel des Vultur bei Melfi unter Weglassung des Namens zu einem flachen Hügelrücken verwischt. Ebenso verflacht sind auf demselben Blatte östlich vom Adria die wilden Felsmassen der Akrokeraunien mit dem über 6000 Fuß hohen Gipfel Tschika. In Morea (Sect. XII) würde niemand den Ziria als höchsten Gipfel der Halbinsel; den Parnaß als den höchsten des hier zur Darstellung kommenden Theiles von Nordgriechenland erkennen. Auf Zante steht zwar der Name Skopo, aber der entsprechende Berg, der höchste der Insel, fehlt ebensowohl, wie auf Sect. IX im südlichen Macedonien der Paik, auch wird man mit Mühe auf diesem Blatte den Olymp, Athos und Tomor als dominirende Hochgipfel herausfinden: dagegen würde einen Sprachkenner schon der Name der Kondovunia („niedrigen Berge“) an der epirotischen Küste abgehalten haben, sie so schwarz, wie wir sie hier sehen, zu zeichnen. Viel zu flach gehalten sind wieder die wilden Felslandschaften von Suli und an den Pässen der Wjosa, der Abhang des Mitschikeli gegen den See von Janina. Auf Sect. VII erscheinen umgekehrt die nördlichen Vorhügel der Rhodope gegen das Maritza-Thal und des Balkan gegen die Donau um ein beträchtliches zu dunkel gehalten. Am südlichen Arm des Donau-Deltas auf Sect. IV fehlt die nicht hohe, aber die flache Gegend auffallend markirende Gruppe der „Fünf Spitzen“, türkisch Beschtepe, welcher Name zu weit westlich gerückt ist, während er in die Nähe der beiden gleichnamigen Dörfer (in der Karte falsch Bestipe) gehört. In Serbien und Bosnien finden sich auch wieder die oben an der Zeichnung dieser Länder in der großen Karte von Oesterreich gerügten Mängel.

Was endlich die in die Karte eingetragenen Grenzlinien innerhalb des türkischen Gebietes betrifft, so sind sie offenbar älteren Karten entlehnt und zeigen die Umrisse der Administrativ-Eintheilung einer – für den schnellen Wechsel derartiger Einrichtungen im Oriente – längst vergangenen Zeit, entsprechen aber nicht im mindesten der jetzigen Eintheilung, welche der des Türkischen kundige allerdings aus dem jährlich in Constantinopel erscheinenden Staatskalender (sâlnâme) kennen lernen kann, aber freilich nur in den allgemeinsten Umrissen, ohne das für Karten so großen Maßstabes zur annähernd genauen Eintragung erforderliche Detail, daher ich mich auch stets mit Eintragung der betreffenden Angaben in Uebersichtskarten kleineren Maßstabes begnügt habe.

Der als 13. Section der Karte beigegebene Plan von Constantinopel mit nächster Umgebung ist eine Reduction des nach eigenen Vermessungen im Jahre 1866 von dem Ingenieur C. Stolpe in Berlin herausgegebenen, mit Hinzufügung eines Theiles der nördlichen Nachbarschaft aus dem älteren Plane des Herrn v.

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_282.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)