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Moltke, ohne Angabe der Quelle, welche zu nennen in diesem Falle wohl ebenfalls passend gewesen wäre.

Im Ganzen können wir nur bedauern, daß der Herr Verfasser weder seine einflußreiche Stellung zu der für ihn mit Hülfe der ihm beigeordneten Officiere gewiß keine sonderlichen Schwierigkeiten bietenden Gewinnung neuer Beobachtungen an Ort und Stelle benutzt, noch auch nur das ihm in Wien bereits zu Gebote stehende literarische Material vollständig ausgebeutet hat; wir müssen vielmehr unser Urtheil dahin zusammenfassen, daß dieselbe nichts durch eigenthümliche Combination bisher unbekannter Thatsachen hervorragendes Neues bietet, und daß ihre Ausführung weder des hochverdienten Namens, den sie an der Spitze trägt, noch des hohen Preises von acht Thalern recht würdig erscheint.

H. Kiepert.




Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin
vom 9. April 1870.


Vorsitzender Herr Bastian.

Der Vorsitzende widmet den verstorbenen Mitgliedern Magnus, August und K. Neumann einige Worte des Andenkens, eröffnet die halbjährlich wiederkehrende Wahlhandlung, legt die eingelaufenen Geschenke vor und referirt über einen Brief des Dr. Nachtigal aus Murzuk. Die Verhältnisse dort bessern sich, ein Gesandter des Sultans ist angekommen, um mit Geschenken desselben nach Bornu zu gehen, und diesem gedenkt sich der Reisende anzuschließen.

Herr Marthe spricht sodann über die in das letzte Jahrzehnt fallenden russischen Forschungen zur Geographie von Centralasien. Es ist namentlich der Thianschan, den wir durch die russischen Reisenden, Ssemenof, Ssäwerzof u. A. besser kennen gelernt haben. Dieses Gebirges wird in seinem vom Chan-Tengri nach W. streichenden Theile als eine große Wölbung der Erdrinde geschildert, in welcher die größeren Flüsse breite, hochgelegene Längenthäler ausgewaschen haben, die das ganze Gebirgssystem in mehrere Parallelketten zertheilen. Aus der continentalen Lage desselben erklärt sich die Höhe der Schneelinie, welche im Durchschnitt zwischen 11,500 und 12,000 engl. Fuß liegt, sowie die Waldarmuth des Gebirges. Eigentlich vulkanisches Gestein ist in demselben bisher nicht gefunden worden, unter dem sedimentären nur paläozoisches, namentlich aus der Kohlenformation. Die Karataukette, welche den nordwestlichen Flügel des ganzen Systems bildet, zeichnet sich aus durch ihren Reichthum an Steinkohlen und Eisenerzen, daneben finden sich Kupfer, Blei, Steinsalz. In der Flora des Thianschan spiegelt sich die centrale Stellung desselben insofern wieder, als hier neben specifischen Vertretern vorgeschobene Posten des Altai und Himálaya zusammenstoßen. Eine beachtenswerthe Erscheinung ist das Auftreten von Salzefflorescenzen nicht nur in der niederen Steppe, sondern auch in hochliegenden Gebirgsthälern, eine Erscheinung, welche der Astronom v. Struve im

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 283. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_283.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)