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des großen russischen Meridianbogens, der vom Nordcap bis Ismail geht, über die europäische Türkei, die Westküste von Kleinasien und die Sporaden bis Kreta. Die Vorbereitungen dazu waren im Gange, als der kretische Aufstand störend dazwischen trat. Das zweite ist die Verlängerung der französisch[WS 1]-englischen Messung, mit Fortführung der Triangulation von Formentera über Gibraltar nach Algier bis in die Sahara, so daß dieselbe von den Shetlandsinseln aus sich über 28 Breitengrade erstrecken wird. Hiermit soll drittens das italienische Vermessungsnetz von Sicilien über Tunis nach Algier in Verbindung treten. Endlich wird die geodätische Umschließung des adriatischen Meeres beabsichtigt, welche sich einerseits an den Wiener Meridianbogen über Dalmatien, andererseits an die bis Otranto zu führende italienische Vermessung anschließen und bei Korfu endigen wird. Der Vortragende knüpft hieran einige Bemerkungen über die Ausdehnung metallischer Meßinstrumente[WS 2]. Die an Zink und Eisen gemachte Beobachtung, daß deren Ausdehnungscoefficienten sich vermindern, läßt vermuthen, daß sich eine Constante dafür wird berechnen lassen. Das beste Beispiel einer annähernden Ausgleichung könnten alte, z. B. pompejanische Metallstäbe darbieten. In dieser Voraussetzung hatte sich der Vortragende an die italienische Regierung um Uebersendung einiger Exemplare gewendet, und zeigte nun einen von der letzteren bereitwillig übermittelten bronzenen Kandelaberstab aus Pompeji, von welchem zum Zweck von Vergleichungen, die mit einem Steinheil’schen Comparateur geschehen, Abgüsse genommen sind.

Herr Dorst, als Gast anwesend, sprach über einige Ergebnisse seiner im vorigen Jahre auf dem „Bienenkorb“ unternommenen Nordpolarreise. Am 5. März wurde bei 75° nördl. Br. das erste Eis angetroffen; der höchste überhaupt erreichte Punkt lag unter 79° bei Spitzbergen, der westlichste Punkt 6° westlich von Gr. Die Bewegung des Eises steht hauptsächlich unter dem Einfluß der Winde, die im vergangenen Sommer vorherrschend aus Nord und Ost kamen. Die Krystallbildung des Seewassereises ist eine andere, als die des Süßwassereises. Jenes stellt sich als eine undurchsichtige, höchstens durchscheinende Masse dar, von feinen, mit Salz gefüllten Kanälchen durchzogen. Daher ist der Salzgehalt des Seeeises noch bedeutend, – 1,014. Süßwassereis liegt in krystallhellen Schichten auf Gletschern und Eisschollen und entsteht in Folge atmosphärischer Niederschläge. Das gefrierende Meer erscheint anfangs als eine breiartige Masse, die aus größeren und kleineren Kügelchen besteht, banks-ice, die Kügelchen frieren zu größeren, oft sehr ansehnlichen Blöcken zusammen und bilden so das Packeis. Die Dichtigkeit des Seewassers war im Frühjahr um 1,031 größer als im Sommer.

An Geschenken gingen ein:

1) Hirsch et Plantamour, Nivellement de précision de la Suisse. 3me livr. Genève et Bâle 1870. – 2) D’une seconde nouvelle méthode pour déterminer la parallaxe du soleil. Florence 1870. – 3) Astronomical and Meteorological Observations made at the United States Naval Observatory during the year 1866. Washington 1868. – 4) Foetterle, Das Vorkommen, die Production und Circulation des mineralischen Brennstoffs in der österreichischen Monarchie im Jahre 1868. Wien 1870. Mit Karte. – 5) Bastian, Die Weltauffassung der Buddhisten.


  1. Vorlage: französich
  2. Vorlage: Meßinttrumente
Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_287.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)