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jüngere Genossen und Genossinnen zusammengelockt, und zu ewiger Schande wäre ich auf meinem schleunigen Rückzuge fast den Steinwürfen junger Mädchen, denen ich nichts weniger als feindselige Gefühle entgegen brachte, erlegen; so wohl gezielt und kräftig waren die Würfe und so voluminös die Geschosse.


Wohnungen der Tibbu Rešāde.

Die Behausungen der westlichen Einwohner Tibesti’s, welche keine festen Sitze haben, sind dreifacher Art. Die einfachste ist die Benutzung der natürlichen Höhlungen der Sandsteinfelsen, welche häufig genug comfortabler, geräumiger und jedenfalls licht- und luftreicher sind, als ihre eigentlichen Hütten, und die ihnen schon im Alterthum die Bezeichnung der „Höhlenbewohner“ eintrug.

Nahezu ebenso kunstlos ist die kreisförmige, lose Aufschichtung von Steinen, die sie zuweilen bis zu menschlicher Höhe aufführen und dann lose mit Zweigen der vorkommenden Mimosenarten bedachen. Häufig lehnen sie diese Steinbehausung an eine überhängende Felswand, wo dann die aufgeschichteten Steine nur eine Art Einfriedigung von ca. drei Fuß Höhe darstellen und der überhangende Felsen die Bedachung überflüssig macht.

Ihre Constructions-Kunst culminirt in der „kábei“ genannten Art von Hütten, welche aus einem Gerüst von Talhastäben bestehen, welche mit Matten aus den Blättern der Dūmpalme behängt sind. Die Stäbe, welche an ihrem oberen Ende durch Querstäbe verbunden sind, bilden ein längliches Viereck, dessen lange Seite ca. 10 Fuß mißt, während die kurze nur 4–5 Fuß hat; ihre Höhe beträgt gegen 5 Fuß. Eine den langen Seiten parallele Reihe von Stäben, die etwas länger sind, als die übrigen, tragen die Mattenbedachung, welche auf diese Weise etwas abschüssig wird. Am Ende einer der langen Seiten läßt man eine Oeffnung zum Ein- und Auskriechen der Bewohner.

Die Bewohner der Thäler mit Dattelpflanzungen, welche alle feste Wohnsitze haben, wie die Leute von Bardaï und Aozo, haben Hütten, wie sie bei den Fezānern (Nicht-Städtern) und in den Tibbudörfern Fezāns gebräuchlich sind. Dieselben sind aus Palmenzweigen geflochten, umschließen mehre Räumlichkeiten, welche man als Wohn- und Schlafraum, als Küche, als Geräthkammer und als Hofraum bezeichnen könnte, und haben in der einen Ecke ein aus Erde, Lehm und Steinen aufgeführtes, mehr oder weniger konisch-halbkugelförmiges Winterhäuschen, das unsern norddeutschen, ländlichen Backöfen nicht unähnlich ist, eine nicht viel größere Oeffnung zum Ein- und Auskriechen als diese hat und als Schlafraum im Winter dient.

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_296.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)