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Ankauf von uns beiden Christen (mein Diener Giuseppe war mit mir) und daß derselbe nur ein Kameel für uns Beide bot, so will ich nicht ergründen, ob dieses für uns wenig schmeichelhafte Gebot mehr aus der hohen Werthschätzung des Kameels oder der Mißachtung unserer Personen entsprang.

Ein Schaf kostete ungefähr 3 Thaler Butēïr, eine Ziege einen solchen oder die entsprechende Anzahl von Draʿa Chām.

Bei Straf- oder Entschädigungszahlungen ist als Norm von Alters her fixirt: der Preis eines Kameels auf 8 Reāl Butēïr, der eines Schafes auf 2 und einer Ziege auf 1.

Ein Kēl Weizen – bedē (Tedā) – kostete 1 Reāl Butēïr (24 Kēl machen einen Kafīs, 6 wiegen einen Centner), war jedoch fast nicht aufzutreiben; ebensowenig als für sonst in diesen Ländern so verbreitete Negerhirse (Ksob) – Annerē (Tedā).

Datteln endlich, die ich für die Flucht kaufen ließ, wurden mir mit einem Butēïr die 4 Kial berechnet; doch glaube ich, der eigentliche Preis betrug nur die Hälfte, d. h. man hatte 8 Kial (Plur. von Kēl) für einen Maria-Theresien-Thaler.

Nähnadeln waren außerordentlich gesucht, und während man allerdings den Rest der meinigen für Nichts erpreßte, glaube ich, daß man in Bardaï für eine gute Nähnadel eine Saʿa Datteln bezahlte (8 Siaʿan machen ein Kēl aus).


Religion.

Wenn auch wohl kaum eine lange Zeit verflossen ist, seit sich die Tedā Tu’s zum Islam bekennen, so ist ihnen selbst doch die Periode, in der ihre Väter diesen Glauben annahmen, schon gänzlich unbekannt geworden, wie sie ja überhaupt ohne jeden Blick in die Vergangenheit, ohne allen bewußten Zusammenhang mit den Jahrhunderten ihrer Vorväter nur der Gegenwart leben.

Man irrt sich sehr in der Annahme, daß Mobammed’s Lehre keine tiefen Wurzeln bei ihnen geschlagen habe und daß sie deshalb vielleicht toleranter und weniger abgeschlossen gegen Fremde seien. Sie sind im Gegentheil ihrem Glauben mit der kindlichen Gluth zugethan, welche die ungelehrten Massen stets kennzeichnet. Ich habe stets gefunden und gewiß Viele mit mir: je gelehrter ein Muselmann, d. h. je bewanderter er im Koran und seinen Commentaren ist, und je mehr er von der Außenwelt kennt, desto vorurtheilsfreier und toleranter ist er.

In Bezug auf die Tibbu hört man die Araber oft sagen: „was wissen diese Hunde vom Glauben an Gott und seinen Propheten?“ Wahrlich, sie wissen ungefähr gerade so viel davon, als sie selbst

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_299.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)