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mit der Bornu-Sprache, obgleich Barth verschiedene herausnimmt, welche ihm den entsprechenden Zahlen im Kanuri ähnlich zu sein scheinen. Ich mißtraue in dieser Beziehung zu gelehrten Philologen, wie sich denn selbst der klare, kritische Barth zuweilen zu etwas phantastischen etymologischen Vermuthungen hinreißen ließ (z. B. Berdoa, Borgu, Bornu, Berber – tuguba, Tubu).

Die Verwandtschaft existirt zwischen Tedā und Kanuri, doch es fragt sich, welche der beiden Sprachen die primitiveren Elemente enthält und wo die Quellen beider zu suchen sind. Die Bevölkerung Bornu’s ist schließlich ein Gemisch aus sehr verschiedenen Elementen: Berber, Tibbu und Negerstämmen. Die Tedā Tu’s dagegen, bin ich geneigt anzunehmen, occupirten lange vor der Constituirung jener ihre jetzigen Wohnsitze. Wenn die Berber-Elemente im Kanuri ganz untergegangen sind, waltete da nicht vielleicht die Tedā-Sprache vor und beeinflußte die Ausbildung des Kanuri?

Ich deute hier nur an, was genauer zu betrachten Mangel an Kenntnissen, literarischen Grundlagen und Studien des Kanuri mir verbietet.

Im Uebrigen ist die Tedā-Sprache natürlich wenig ausgebildet. Man setzt die Hauptwörter neben einander ohne sie zu flectiren, und überläßt es dem Zusammenhange, die Erklärung zu liefern. – Den Zeitwörtern geben sie Abwandlungen für Gegenwart und Vergangenheit; einen Modus habe ich nicht entdecken können. Merkwürdig war das Widerstreben der Tibbu, in der zweiten Person Pluralis zu sprechen; stets bedienten sie sich anstatt ihrer der der dritten Person Pluralis.

In der Verneinung lehnen sie sich wieder an das Alt-Egyptische durch Anhängung von „n.“

Doch ich schweige, so lange ich nicht zu dem von Barth geschaffenen Material etwas Anderes als einzelne neue Wörter und einige Berichtigungen werde fügen können. Nur die Interpretation des Vorhandenen wollte ich den competenteren Gelehrten empfehlen.

Ich komme zu ihrem socialen Verkehr und erwähne zunächst ihre Art sich zu begrüßen, welche eigenthümlich genug ist, um Interesse zu verdienen.

Begegnen sich zwei Tibbu auf der Reise, wo die Begrüßungs-Ceremonie am vollständigsten ist, so ziehen sie den Litham höher hinauf, senken den Turban bis zu den Augen, so daß nur ein schmaler Spalt für diese übrig bleibt, legen den langen Dolch, den sie vielleicht der Bequemlichkeit wegen an den Kameelsattel gehängt hatten, an das Handgelenk, ergreifen Lanze, Speere und Wurfeisen mit der rechten Hand, den Zügel des Kameels mit der linken, und nähern sich einander mit ernster Würde bis auf einige Schritte. Dann hocken sie

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_305.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)